Interview: Wuppertaler lässt den Morgenstern in London leuchten
Kantor Roland Dopfer hatte ein einmaliges Erlebnis: Der Orgelexperte spielte in Westminster Abbey – und war eingeschlossen.
Wuppertal/London. "Sunday, 5.45 pm Organ Recital, Roland Dopfer Germany" - so knapp und sachlich kündeten die Internet-Seiten von Westminster Abbey ein Orgel-Konzert des Wuppertaler Kirchenmusikers an St. Laurentius in der berühmten Londoner Krönungskirche des englischen Königshauses an. Der Erfolg aber war überwältigend.
Herr Dopfer, wie kommt ein Wuppertaler Organist dazu, in die Westminster Abbey eingeladen zu werden?
Roland Dopfer: Der Kontakt kam durch die englische Konzertorganistin Jane Parker Smith zustande. Sie gab ja im vergangenen Jahr hier in St. Laurentius ein Orgelkonzert, über das die WZ auch berichtete.
Und sie hat Sie gleich eingeladen?
Dopfer: Sie hatte mich auf einer DVD mit meinem Orgelspiel gehört und erinnerte sich an ihr eigenes Debüt im Alter von 20 Jahren in Westminster Abbey. Die Einladung selbst erhielt ich aber vom Assistenz-Organisten Ashley Grote.
Dopfer: Tatsächlich war die Zeit von fünf Stunden vor dem Konzert ziemlich knapp, um sich mit dem fünfmanualigen Instrument und den nahezu 100 Registern vertraut zu machen. Ich hatte also keine Zeit für große Experimente, aber die Registrierung musste ja trotzdem geplant sein. Dazu kam, dass ich nachts plötzlich in der Kirche eingeschlossen war. Gottlob hat ein Mann vom Sicherheitsdienst noch Licht gesehen und mich befreit.
Wie haben Sie sich auf das Konzert vorbereitet?
Dopfer: Ich übte die Werke auf den heimischen Orgeln. Da die Orgeln in St. Laurentius zurzeit abgebaut sind, vor allem an der in St. Joseph, die wie die Harrison-Orgel ebenfalls mit einer elektrischen Traktur ausgestattet ist. Das Klangbild der englischen Orgel, die übrigens durch viele deutsche Register-Bezeichnungen zeigt, dass der deutsche Orgelbau in England durchaus präsent war, kannte ich durch zahlreiche CD-Aufnahmen.
In Westminster Abbey ist ja auch Georg Friedrich Händel im Längsschiff begraben. Haben Sie ein Werk von ihm gespielt?
Dopfer: Nein, Händel nicht, aber Johann Sebastian Bachs Es-Dur-Präludium und Fuge, Choralvorspiele von Johann Ludwig Krebs, darunter "Wie schön leuchtet der Morgenstern", und das Final aus Louis Viernes erster Sinfonie. Ich stellte also auf der Orgel aus der englischen Romantik vor allem deutsche Musik vor.
Sie reihen sich ein in die Liste bekannter Organisten, die dort schon gespielt haben.
Dopfer: Es sind sehr bekannte Namen darunter. Der jetzige Titular-Organist ist James O’Donnell. Simon Preston hat dort gespielt, Nicolas Kynaston, Jennifer Bate, um nur einige Namen zu nennen. Auch Dame Gillian Weir hat dort schon ein Orgelfestival eröffnet. Sie gastiert übrigens 2008 hier in der Stadthalle bei den Orgel-Akzenten.
Hat Sie eine Fangemeinde nach London begleitet?
Dopfer (lacht): Tatsächlich habe ich viele bekannte Gesichter dort gesehen, Kollegen, Freunde, Interessierte. Auch der Betreiber meines CD-Labels war anwesend. Es war aufregend, aber eine so tolle Atmosphäre, das beflügelt einen im Spiel vor 700 Zuhörern.
Planen Sie weitere Auslandskonzerte?
Dopfer: In der Stadt Es Mercadal auf Menorca steht im März eine Orgeleinweihung an, aber danach bin ich erstmal wieder in Deutschland unterwegs: Ebenfalls im kommenden Frühjahr spiele ich in der Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard in Rüdesheim am Rhein.
Herr Dopfer, vielen Dank für das Gespräch.