Kopf-Arbeiter setzt auf Zufälle
Ausstellung: In der Galerie Janzen zeigt Stefan Noss die Verletzlichkeit des Menschen.
Wuppertal. Es ist der Blick auf den Menschen, seinen Körper, sein Wesen und seine Befindlichkeit, dem Stefan Noss in seinen Bildern nachgeht. Vor allem Köpfe sind auf seinen Papierarbeiten zu sehen, aber auch andere Körperteile wie Finger und Beine oder an die Wirbelsäule erinnernde Elemente sind in ein feines Netz aus Linien und Farbflächen eingeflochten.
Die Bilder entfalten einen Rhythmus aus expressiver Gestik und Farbigkeit, bieten ein Wechselspiel von Abstraktem und Figurativem. Unter dem Titel "Und geht als roter Schatten hin" zeigt der Meisterschüler von A.R. Penck seine Werke bis zum 8.März in der Galerie Janzen in der Huppertsberg-Fabrik.
Für seine Arbeiten verwendet Noss Papierbögen, die er oftmals zunächst mit zarttönigen Farbflächen bedruckt. Auf diese Grundlage zeichnet er schnelle, durchaus auch nervös anmutende, expressive Linien mit Aquarell-Kreide. "Diese Kritzeleien sind ganz spontan, es ist der Versuch, den Zufall zu ködern", sagt der gebürtige Stuttgarter.
Zu den feinen Linien trägt Noss die Farbe auch flächig und stark deckend auf. Die Farbschichten kratzt er dann wieder auf. Diese Technik macht Verborgenes sichtbar, ist dem Künstler aber auch als eine Verletzung bewusst. Denn die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers ist für den 44-Jährigen ein drängendes Thema, das ihn stets begleitet.
Das ist sicherlich auch darin begründet, dass er vor vielen Jahren einen Autounfall erlebte, bei dem ein Mensch starb. Eine quälende Erinnerung, die ihn in seiner künstlerischen Arbeit zusätzlich prägt und ihn immer wieder zu ausdrucksstarken Erkundungen der menschlichen Gestalt und der Individualität antreibt.
Die Köpfe sind dabei das prägende Element der Bilder. Sie sind mitunter isoliert auf eine abgegrenzte Fläche gesetzt. Meistens aber berühren oder überschneiden sie sich und stehen in Beziehung zu einander. Die Gesichter wirken mitunter fratzenhaft, grotesk - oder auch unnahbar maskenhaft. Und doch zeigen sie ganz verschiedene Seelenzustände, wirken heiter, erstaunt, nachdenklich und auch melancholisch.
Die Arbeiten von Noss sind facettenreich und zeigen viel Emotionalität. In Verbindung mit poetischen Titeln wie beispielsweise "Im Auge tränend blau" entwickeln sie zudem eine starke assoziative Kraft.