Bericht Einrichtungen oder Projekte fördern?

Wuppertal · Das Wuppertaler Kulturbüro listet detailliert die Förderungsanträge auf. Fünf Anträge auf institutionelle Unterstützung sind noch ohne Finanzierung.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Es fehlen 116 000 Euro. Auf diese Summe kommen fünf Anträge auf institutionelle Förderung im Jahr 2020, die der Etat des Kulturbüros bislang nicht hergibt. Das erfuhr der Kulturausschuss in seiner Sitzung letzte Woche. Dazu hatte das städtische Amt für den Ausschuss eine Auflistung erarbeitet, die ihm erstmals transparent und komprimiert verrät, wer wie viel Fördergelder erhält.

In den kommenden Wochen wird der Haushalt 2020/21 beraten. Nach Vorstellung der Verwaltung soll das Kulturbüro von 2020 bis 2024 weitere 50 000 Euro im Jahr für Projekte in der freien Kultur erhalten. Finanziert durch eine Infrastrukturförderabgabe, die erst noch beschlossen werden muss. In den Haushaltsberatungen geht die Verwaltung mit 862 500 Euro (ohne Personalkosten) für das Kulturbüro an den Start. Die Kultur-Politiker reagierten skeptisch, der Ausschuss vertagte dieses Ansinnen in die Fraktionen.

Fest stehen dagegen die Förderungskriterien, die das Kulturbüro unter Leitung von Bettina Paust in diesem Jahr strukturiert und niedergeschrieben hat. Dabei wurden auch zwei Fristen festgelegt, an die sich Antragsteller halten müssen. Zur ersten, 30. September lagen dem Kulturbüro für 2020 insgesamt 49 Anträge vor, fünf für institutionelle, zwölf für Regel- und 32 für Projektförderung.

Wirklich variabel ist nur
die Projektförderung

Insgesamt werden Gelder an fünf Bereiche vergeben: institutionelle Förderung, Regelförderung, Förderung von Miete und Betriebskosten, Förderung durch Eigenanteile des Kulturbüros und Mitgliedsbeiträge sowie Projektförderung. Den größten Batzen machen Miet- und Betriebskostenzuschüsse (gut 310 000 Euro oder 42 Prozent), danach die institutionelle Förderung (knapp 230 000 Euro oder 31 Prozent) aus. An Projekte gehen nur knapp 55 000 Euro (sieben Prozent). Und damit etwa 6000 Euro weniger als 2019. Da aber bis zum 31. März weitere Förderanträge für 2020 gestellt werden können, steht auch diese Summe nicht wirklich zur Disposition. Die Posten des Zahlenwerks sind meist historisch gewachsen und setzen sich nicht jedes Jahr völlig neu zusammen. In der Praxis, so Paust, sei „die einzig wirkliche varibale Größe“ die der Projekte.

Die Politiker verlangten Vergleichszahlen aus früheren Jahren und den Aufbau von Tabellen, die die langfristige Entwicklung sichtbar machen. Außerdem wurden einzelne Posten hinterfragt, weil sie nicht der Kultur zugerechnet wurden wie der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben oder das Marketing Wuppertal. Bernhard Sander (die Linke) brachte andere Gewichtungen ins Spiel: „Wollen wir Projekte fördern oder Sicherheit durch Übernahme der Betriebskosten geben?“ Kulturdezernent Matthias Nocke hielt dem entgegen, dass auch Projekte einer Unterkunft bedürfen. Paust freute sich über die Fragen der Politiker. Wenn Ausgaben hinterfragt werden, ermögliche dies bewusste Entscheidungen für oder gegen etwas. Nun sei die Politik in der Verantwortung, sich mit den Zahlen auseinanderzusetzen.

Bleiben die offenen 116 000 Euro. Anträge in dieser Höhe habe es so 2019 nicht gegeben, erklärt Paust. Sie stehen für den Wunsch der Kulturschaffenden, die Unterstützung langfristig abzusichern. Die Haushaltsberatungen dürften interessant werden.