Kunst für den zweiten Blick
Vier Studentinnen stellen in der Schwarzbach-Galerie aus.
Wuppertal. Vier junge Künstlerinnen, vier Techniken und viele Themen: Ein breites Spektrum versammelt eine Ausstellung in der Schwarzbach-Galerie. Unter dem Titel "Mittendrin" zeigen vier Kunststudentinnen der Bergischen Uni ihre Werke. Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Video und Installation präsentieren sie im Vorderhaus und in den neuen Galerieräumen der dahinter liegenden ehemaligen Fabrik.
Beim Eintreten in die Galerie fällt Sabrina Kraemers große Skulptur "Konvergente Okkupation" auf. In einen hohen, apricotfarbenen Gipsberg sind zahlreiche Kuhlen eingedrückt. Erst nach einer Weile bemerkt man die obenauf liegende Maske, die ein zartes menschliches Gesicht darstellt. "Es kommt mir darauf an, dass sich manches erst auf den zweiten Blick entdecken lässt", sagt Kraemer. In großformatigen Gemälden verarbeitet sie zudem ausdrucksvoll ihre Beschäftigung mit der Psychoanalyse.
Dina Cairo hat auf ihren Bildern kleine Wunden und Entzündungen gemalt oder auch ein Loch, das ein gezogener Zahn hinterlässt. Alles harmlos - und doch lassen die "Wehwehchen" in der stark vergrößerten Darstellung den Betrachter erschaudern. In ihrer Aktmalerei befasst sich die Studentin mit üppigen Rundungen des weiblichen Körpers. Rundungen gestaltet sie auch mit ungewöhnlichen Materialien: Cairo schnürt mit Speisestärke gefüllte Kondome mit Bindfäden ab - oder sie drapiert pralle Lüftungsschläuche an der Wand.
Dem Thema Treppe hat sich Annika Schietzel verschrieben. Bemalte Holzstücke, die auf den ersten Blick wie alte bräunliche Fliesen wirken, schichtet sie in Form einer Wendeltreppe. Fotografisch ist sie auf Detailsuche gegangen und zeigt Stufen und Geländer.
Charlotte Michel hat mit einer Fotoserie eine Bewegungsstudie erarbeitet. Zu sehen ist eine junge Frau in tänzerischer Aktion vor einem gemäldeartigem Hintergrund in Rot- oder Blautönen. Durch die Bewegungsunschärfe scheinen Farbe und Gesten zu verschmelzen.
In einem der Fabrikräume hängen zwei menschengroße Kokons von der Decke, die Michel aus Gips und Folie gefertigt hat. Hoffnungsvoll und beklemmend zugleich wirken die straff gewickelten Objekte. "Mittendrin" ist eine ambitionierte Kunstausstellung am Stadtrand, in der es viel zu entdecken gibt.