Kurrende-Leiter Lehmann im WZ-Interview: Das Spitzentreffen der Chöre

Die 6. Wuppertaler Chorwoche startet mit einer großen Begegnung: Die Wuppertaler Kurrende trifft auf den Dresdner Kreuzchor. Kurrende-Leiter Martin Lehmann über ein Konzert der Extraklasse.

Herr Lehmann, wie konnten Sie Kontakt zu diesem renommierten Chor aufnehmen?

Martin Lehmann: Wir haben ganz klassisch angefragt. Ich habe zwar noch Kontakt, ich war ja auch Mauersberger-Stipendiat. Aber daraus erwuchsen keine Vorteile.

Warum fragten Sie ausgerechnet den Kreuzchor an?

Lehmann: Nun, ich halte ihn für einen der besten Knabenchöre. Er wird ja als Internats-Chor geführt, es stehen drei Stunden Übungszeit pro Tag auf dem Stundenplan. Das geht in Richtung Professionalität, dagegen ist die Kurrende mit Proben zweimal wöchentlich ein guter Laienchor mit enger Bindung zur evangelischen Kirche.

Kennen Sie die musikalische Arbeit im Kreuzchor näher?

Lehmann (lacht): Ja, und ob! Ich komme selbst aus diesem Stall. Ich war von 1983, also ab der dritten Klasse bis zum Abitur 1992 Kruzianer. Roderich Kreile, der den Kreuzchor seit 1997 leitet, sagt, dass Knabenchöre auf professioneller Basis sich bemühen müssen, sich einer musikalischen Perfektion anzunähern.

Wie viele Sänger werden in Wuppertal auftreten und wie sind sie untergebracht?

Lehmann: Es sind etwa 80 Knaben und Männer, die bei den Kurrende-Familien untergebracht sind. Es ist uns wichtig, dass über die Musik auch privater Kontakt gelingt.

Gab es schon einmal Kontakte zum Kreuzchor?

Lehmann: Ja, die sind schon sehr alt. 12 Jahre nach Gründung der Wuppertaler Kurrende durch Erich vom Baur gab es schon einen Schriftwechsel von ihm mit dem damaligen Kreuzkantor Rudolf Mauersberger. 1936 tauschten sich die beiden Chorleiter darüber aus, wie sie es geschafft hatten, sich nicht vom Hitlerregime vereinnahmen zu lassen.

Eröffnen Sie mit einem geistlichen Konzert die Chorwoche?

Lehmann: Ja und nein! Es gibt Teile mit geistlicher Musik im Programm, aber auch weltliche Liedsätze und Lieder im Volkston. Der Kreuzchor singt etwa Schuberts "Gesang der Geister über den Wassern" oder Brahms-Liedsätze. Es ist Mendelssohns "O Täler weit, o Höhen" dabei, aber auch einige seiner Motetten sind vertreten. Drei Stücke singen der Kreuzchor und die Kurrende zusammen. Es ist ein insgesamt abgerundetes Programm, das der Westdeutsche Rundfunk übrigens auch aufzeichnen wird.

Konzert "Jubilate Deo" am Donnerstag, 31. Mai, um 20 Uhr im Großen Saal der Stadthalle. Karten: Kurrende-Büro, Telefon 31 35 44 (werktags 14-18 Uhr) TopTicket, Telefon 569-44 44.

Kreuzchor Name nach Kreuzkirche Dresden; benannt nach einer Kreuzreliquie, die 1234 nach Dresden kam - 1300 wurde erstmals eine Schule erwähnt, in der Ministranten und Chorknaben in Latein und Gesang unterrichtet wurden. Heute gehören unter Leiter Roderich Kreile 150 Kreuzianer im Alter von 9 bis 19 Jahren dem Chor an.

Programm 1. Juni: Singen ist Leben, MGV Cäcilia und Pfarrchor Gossensaß (Erlöserkirche (20 Uhr); 2. Juni: bunter Frühlingsstrauß, Junges Vokalensemble Potsdam und Bayer Chor Wuppertal (17 Uhr Stadthalle); 3. Juni: Musik kennt keine Grenzen, Geleens Mannenkoor und Damenchor Cronenberg (17 Uhr Stadthalle); 4. Juni: Von Menschen und Tieren, Pro Musica Potsdam, Pro Musica Ronsdorf und Vokalquartett Halb &1/2 (20 Uhr Stadthalle); 5. Juni: Hinaus in die Welt, Leverkusener Kinder- und Jugendchor, Cronenberger Männerchor (20 Uhr Stadthalle); 7. Juni: Musik erfüllt die Welt, Jodlerclub am Albis, Salon Viihdelaulajat und Polizeichor Wuppertal (17 Uhr Stadthalle); 8. Juni: Liederreise durch Europa u.a. mit den Chören im Westen (20 Uhr Stadthalle); 9. Juni: Singen ist die Antwort... Junger Chor Cantemus Emstetten, Männerchor 1884 Enger und Melodia Chor Wuppertal (17 Uhr Pauluskirche).