Von der Heydt-Museum: Meisterwerke sind neu gemischt

Am Sonntag wird „Pasticcio II“ eröffnet. Gezeigt werden Picassos "Harlekinfamilie", Ernst Ludwig Kirchners "Frauen auf der Straße" und weitere Leckerbissen.

Wuppertal. Die Zeit ist reif für "Ein wenig Ruhe". Das meinen jedenfalls die Experten im Von der Heydt-Museum und holen die urtümliche Mondlandschaft von Max Ernst zurück ans Tageslicht. Der Titel täuscht: Ruhig soll es am Sonntag natürlich nicht werden, wenn das Gemälde nach längerer Zeit wieder die Blicke auf sich lenkt.

Nicht nur Max Ernst ist einen Besuch wert. Insgesamt 133 Meisterwerke, allesamt aus der eigenen Sammlung, vereint die Ausstellung "Pasticcio II". Bis zum 25. November haben Ernst Ludwig Kirchners "Frauen auf der Straße" eine Verabredung mit Pablo Picassos "Harlekinfamilie", gleichzeitig treffen Max Beckmanns "Luftakrobaten" auf die "Industriebauern" von Georg Scholz.

Allen, die einwenden, dass solche Kunst-Stücke alt bekannt sind, weist Antje Birthälmer neue Wege. "Das Museum soll dynamisch bleiben", erklärt die stellvertretende Leiterin. Mit anderen Worten: Bilder, die im Depot schlummerten, haben wieder einen Platz in den Präsentationsräumen gefunden, dazu gesellen sich Exponate, die schon in der Ausstellung "Pasticcio I" Blickfänge waren, nun aber "in neuen Zusammenhängen zu sehen sind", wie Birthälmer betont. Die Umhängung macht’s möglich.

Dass das Museumsteam seine Trümpfe wie beim Kartenspiel anders gemischt hat und neu auf den Tisch legt, ist nur die halbe Wahrheit. Den ganzen Vorteil der aktuellen Sortierung erkennen Rundgänger gleich zu Beginn: Dunkle Werke niederländischer Künstler, die im unteren Kabinettraum bislang buchstäblich düster wirkten, haben es nun auf die zweite Etage geschafft. Im Shed-Saal glänzen sie im Tageslicht - Anton van Dycks "Bildnis eines Mannes" (1639) kommt so besonders gut zur Geltung.

Auch in den restlichen Räumen lebt die Abwechslung, zumal es diesmal gegen den Uhrzeigersinn geht. Der Rundgang ermöglicht neue Perspektiven, bleibt aber seinem Ordnungsprinzip treu: Er bietet einen chronologischen Überblick, spannende Vergleiche - und einen roten Faden an lauter grauen Wänden.

Denn egal, ob Impressionismus, Kubismus oder Avantgarde: Was zählt, ist das Bild des Menschen. Otto Dix zeigt ein ganz persönliches. Mit seinem Gemälde "An die Schönheit" (1922) führt er die isolierte Stellung des Künstlers vor Augen und befindet sich damit nicht allein auf weiter Flur, sondern in bester Gesellschaft - zwischen Alberto Giacometti, Francis Bacon, Gerhard Richter und Roman Opalka.