Stadthalle: Sinfonieorchester spielt zwischen Anmut, Tragik und Energie
Frank Peter Zimmermann glänzt bei den Sinfonikern.
Wuppertal. In seiner 6. Sinfonie, der "Pathetique", erreichte Pjotr Iljitsch Tschaikowsky eine lyrische Intensität und Direktheit des Ausdrucks. Aus ihr, dem sinfonischen Vermächtnis des Komponisten, spricht tiefstes Leid. Er selbst sprach von einer Art Requiem.
Diese ganze Tragik war gestern eindrucksvoll beim 9. städtischen Sinfoniekonzert in der Stadthalle zu erleben. Damit bewies das Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung von Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka wieder einmal, dass es zu den besten Klangkörpern in Nordrhein Westfalen gehört.
Wie aus dem Nichts kommend, ganz leise, entwickelte sich dieses epochale Werk, um schließlich wieder im Nichts (morendo) zu verklingen. Dazwischen konnte man unter Kamiokas fesselnder Stabführung in ein Wechselbad der Gefühle eintauchen: Im ersten Satz spiegelten sich Schmerz und Qual, im zweiten Anmut und Energie, im dritten Tatendrang und Leid - bis hin zum müde verlöschen Leben im Finale.
Leidenschaftlich und jederzeit ausbalanciert vermittelten die städtischen Sinfoniker diese Stimmungen. Stehende Ovationen und andere laute Beifallsbekundungen waren das Resultat der grandiosen Aufführung.
Aber auch die beiden Violinkonzerte Karol Szymanowskis ließen keine Wünsche offen. Weltstar Frank Peter Zimmermann ließ seine Geige ergreifend "singen". Vom Orchester und Kamioka sehr sensibel begleitet, spielte er mit einer großen inneren Ruhe seinen streckenweise vertrackten Part.
Er meisterte die hochgradig schweren Kadenzen so souverän, als seien sie nur leichte Fingerübungen. Die impressionistischen Züge des ersten und die neoklassizistischen des zweiten Konzerts mit ihren mannigfaltigen volksmusikalischen polnischen Anlehnungen brachte er feinfühlig zum Ausdruck. Dabei interagierten Orchester und Solist kongenial. Die fein gezogenen Geigenlinien passten zu den bewegenden, brodelnden orchestralen Klängen.