Kunstlied Liedertal startet in seine zweite Saison
Liedertal startet in seine zweite Saison – Thomas Laske hat ein Programm aus vier „normalen“ und zwei Schulkonzerten zusammengestellt
Viele Sängerinnen und Sänger sind ihm leidenschaftlich verbunden, viele Komponisten haben sich ihm gewidmet – und dennoch führt das Kunstlied ein Schattendasein. Seine Beschränktheit auf ein spezielles Publikum setzt der Wirtschaftlichkeit Grenzen. Jedenfalls im Vergleich mit populären Sinfonien und Opern, die sich fast von allein verkaufen. Weiß Thomas Laske. Der erfahrene Bariton und langjährige Opernsänger der Wuppertaler Bühnen hat das Format „Liedertal“ ins Leben gerufen, das „Liederabende der Spitzenklasse“ in den Mendelssohnsaal der Historischen Stadthalle holt. Das ein-Mann-Unternehmen startet am Donnerstag in seine zweite Saison.
Das Kunstlied erlaube die direkte Kommunikation mit dem Publikum, das sei schon etwas ganz Besonderes, schwärmt der 53-jährige gebürtige Stuttgarter, der in Düsseldorf studierte, heute dort unterrichtet und an der Deutschen Oper seine Opernkarriere begann, bevor sie ihn 2001 nach Wuppertal führte. Auch arbeitet er nach wie vor regelmäßig im Konzertfach – mit namhaften Dirigenten und Ensembles auf nationalen und internationalen Bühnen.
In der Pandemie fand er die Zeit, sein langjähriges Anliegen umzusetzen. Hatte dabei die Historische Stadthalle, dieses „architektonisch und klanglich fantastische Gebäude“, im Blick. Bei Geschäftsführerin Silke Asbeck rannte er offene Türen ein, fand renommierte Stiftungen zur Unterstützung (die Jackstädt Stiftung finanziert das Programm 2022/23). Er selbst stemmt die Organisation, von der Kommunikation mit allen Partnern bis zum Programmflyer und zur Abendkasse. Außerdem gibt es Hilfe von der Wuppertaler Kurrende, deren zweiter Vorsitzende er ist.
Ein Geschenk für sich
selbst und für die Stadt
Die Bilanz des ersten Durchlaufs war „gemischt“, obwohl im November und Januar die Pandemie voll durchschlug. „Wir haben teilweise vor fast ausverkauftem Saal gesungen, ich scheine da wirklich einen Nerv getroffen zu haben“, freut sich Laske. Und blickt zugleich leicht sorgenvoll in die Zukunft. Zwar sei wieder alles geöffnet, aber die wirtschaftlichen Nöte nähmen zu und außerdem warteten viele Gutscheine auf Einlösung. Laske will Liedertal möglichst jährlich anbieten, auch wenn neue Formate Zeit brauchen, um sich zu etablieren. „Wir müssen eben bekannt werden“, gibt er sich entschlossen.
Der zweite Durchlauf setzt auf abwechslungsreiche Künstler, die für was stehen. Den Anfang macht am 8. September der in Wuppertal gut bekannte Bariton Kay Stiefermann, der seine „Deutschen Balladen“ mitbringt, ein Top-Darsteller und -Erzähler. Der Wiener Tenor Daniel Johannsen sei als ausdrucksstarker Bach- und Mozart-Interpret bekannt. Seine Schöne Müllerin sei ein publikumswirksames Programm, das er am 23. Februar singt, und auch im Schulkonzert (siehe unten) am 24. Februar.
Laske selbst, der wieder von Verena Louis am Klavier begleitet wird, mit der er schon viele Jahre zusammen auf der Bühne steht, erfüllt sich einen persönlichen Wunsch. Seit er als Student den Richard-Strauss-Wettbewerb samt Konzert mit dem berühmten Dirigenten und Pianisten Wolfgang Sawallisch gewonnen hatte, wollte er Lieder des Komponisten singen. Er habe viele populäre und tolle Kompositionen geschaffen, sagt Laske. 2021 konnte er sich den Traum erfüllen und eine CD mit seinen Liedern aufnehmen, die er nun in einem Release-Konzert (20. April 2023) vorstellt.
Den vierten Liederabend am 14. Juni schließlich bestreitet Catalina Bertucci. Die Sopranistin lernte der Bariton an der Musikhochschule Wuppertal kennen, in der Folgezeit lief man sich immer mal wieder über den Weg, stand auch gemeinsam auf der Bühne. Nun kommt die Chilenin, die dem Liedgut sehr verhaftet ist, erneut nach Wuppertal und bringt Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Wolfgang-Amadeus Mozart und Carl Friedrich Zelter zu Gehör.
Auch Nachwuchsarbeit soll Liedertal leisten, junge Menschen ans Kunstlied heranführen, zumal zu Hause heute wenig gesungen werde. Im Leiter der Bergischen Musikschule, Raphael Amend, hat der Organisator einen erfahrenen Musikpädagogen und Geigenspieler als Moderator gewinnen können. Gehört doch das Fragen und Erklären zur DNA des Schulkonzerts. Gerade hat Laske alle Grundschulen angeschrieben, und schon 75 Karten verkauft. Das Angebot ist übrigens nicht nur bei Grundschülern gefragt und bewusst offen gehalten.
Liedertal sei ein Forum für die Kolleginnen und Kollegen, ohne wirtschaftliches Interesse, betont Laske, und ein Geschenk, „das ich mir mache“. Und der Stadt, möchte man ergänzen. Das die Menschen aber auch annehmen müssen, „denn ich brauche natürlich das dauerhafte Interesse des Publikums“.