Kultur Kräftige Pinselstriche sorgen für Leichtigkeit

Von einer „Malerei der Leichtigkeit“ spricht Rolf Hengesbach, der den in Berlin lebenden Iren das zweite Mal in seiner Galerie präsentiert.

Lorcan O‘Byrne

Foto: ANNA SCHWARTZ

Wie malt Lorcan O‘Byrne seine Bilder? Bei der Vernissage in der Hengesbach Gallery zeigt er es gern. Weite Bögen schlägt seine rechte Hand, die sonst den Pinsel führt. Dazu muss sich der Zuschauer den Farbtopf denken, den O‘Byrne nicht aus der linken Hand gibt. Diese Kombination erlaubt ein zügiges und doch punktgenaues Arbeiten an der Leinwand. Selbst wenn er einen Schritt zurücktritt und kurz inne hält, macht er im gleichen hohen Tempo weiter.

Die ausladenden Pinselstriche sind typisch für O‘Byrnes jüngste Arbeiten, die die Räume an der Vogelsangstraße beleben. Dass die Ausstellung wie der David Bowie-Hit „Let’s dance“ heißt, passt. Denn wie Tänzern geht es dem Künstler um Schwung, Rhythmus und „meine Bilder haben auch etwas Spielerisches“. Damit die Intensität, mit der er ans Werk geht, nicht zur Hektik wird, gönnt er sich Momente der Ruhe. „Das Sitzen im Atelier ist auch eine Form von Arbeit.“

Von einer „Malerei der Leichtigkeit“ spricht Rolf Hengesbach, der den in Berlin lebenden Iren das zweite Mal in seiner Galerie präsentiert. Während bei der Vorgängerschau „Indian Summer“ (2018) Bubbles-Bilder, also ovale „Blasen“ im Mittelpunkt standen, erkundet O‘Byrne jetzt die Möglichkeiten von sich überlagernden Bögen und Linien.

Hengesbach fasziniert vor allem die schillernde Farbigkeit, die sich aus dem Malen in drei Schichten ergibt. Da lässt etwa eine weiße Deckschicht die Farben ahnen, mit denen der Maler die Leinwand grundiert hat – eine Palette von Rosa bis Schwarz. Auf einigen der 18 Ölbilder erscheinen Bögen und Linien als undurchdringliches Pflanzengewächs. Andere haben einen „skripturalen“ Charakter. Sind da vertraute Buchstaben zu erkennen? Oder Zeichen unbekannter Schriftsysteme? Die Deutung überlässt O‘Byrne dem Betrachter.

Blickfang sind auch die ungewöhnlich breiten Striche, die manche Bildkompositionen prägen. Wer nun an einen großen Pinsel denkt, täuscht sich. Vielmehr dient der schon erwähnte Farbtopf als Hilfsmittel. Mitunter kratzt der Künstler damit auch weg, was er zu viel an Farbe aufgetragen hat.

Feinere Mittel setzt O‘Byrne ein, wenn er sich dem Figurativen zuwendet. Gegenstände hält er zuerst mit Zeichenkohle fest, und die Skizze wird auch später nicht kaschiert. Dass er seine Stillleben mitunter auf groben Karton malt, hat wiederum einen praktischen Grund. Karton sei ein schönes Material, weil es die Farbe so gut aufsauge.

Die Ausstellung „Let’s dance““ ist bis zum 1. Oktober in der Hengesbach Gallery, Vogelsangstraße 20, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 14-18 Uhr, und nach Vereinbarung unter Telefon 0202/ 753532.