„Lustige Witwe“ begeistert im TiC

Das Laien-Ensemble geht stimmlich an seine Grenzen.

Foto: Martin Mazur

Cronenberg. Statt Walzerseligkeit herrscht im TiC-Atelier Bar-Ambiente. Geschickt hat der musikalische Leiter Stefan Hüfner die Melodien der „Lustigen Witwe“ aus einem Dreiviertel-Takt in Vierviertel-Takte verwandelt und verwendet statt des klassischen Orchesters ein Salonensemble mit Querflöte, Jazztrompete und viel Gitarre. „Das Studium der Weiber“ etwa erklingt jetzt als Cha-Cha-Cha.

Dadurch bekommt die Musik einen ganz anderen Charakter: Vielseitig, weltoffen, im Stil der 1920er-Jahre. Dana Großmann sorgt dafür, dass sich das Ensemble bei all den lateinamerikanischen Rhythmen passend bewegt und die Grisetten am Ende einen hübschen Can-Can hinlegen. Mit der Operette betritt das TiC Neuland — und das Laien-Ensemble gerät stimmlich an seine Grenzen.

Verschmitzt inszeniert TiC-Chef Ralf Budde die Geschichte um die junge, reiche Witwe, nach deren Geld alle Männer im mondänen Paris streben. Selbstbewusst und burschikos gibt Isabelle Rotter die Witwe, während Florian Sigmund bei ihrer Jugendliebe Graf Danilo die Verstocktheit eines kleinen Jungen mit männlicher Vergnügungssucht mischt.

Anastasiia Jungk und Christian Michalak — Neuzugänge — spielen überzeugend das zweite Liebespaar, das nicht zueinander kommt. Hans-Willi Lukas und Michael Baute sorgen für Heiterkeit mit ihren Darstellungen des naiven Barons und des schlitzohrigen Helfers Njegus‘.

Bühnenbildnerin Kerstin Faber hat dazu mit einer Rückwand voller großer, durchbrochener Bogentüren ein herrschaftliches Ambiente mit vielen Nebenräumen hinter Vorhängen oder Paravents geschaffen. Am Schluss applaudierten die Zuschauer so lange und begeistert, dass es zur Überraschung des Ensembles eine Zugabe gab.