Höhenflüge und Abgründe - "Else blau" von Christiane Gibiec

In „Else blau“ erzählt Christiane Gibiec das Leben Else Lasker-Schülers.

Foto: NN

Wuppertal. „Else blau“, der neue biografische Roman von Christiane Gibiec, erzählt das spannende, künstlerische, aber auch von Schicksalsschlägen geprägte Leben der jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler. Die Autorin schildert nicht nur ein Lebensbild, sondern führt ein Zeitporträt vor, das den Leser in die dichterischen Höhen und persönlichen Tiefen dieser starken Frau einführt.

Else, die schon in frühen Kindheitsjahren ihre eigensinnige, launische Art kreativ auslebt, erreicht später einen internationalen Bekanntheitsgrad als Dichterin und Malerin. Ihre Kunst und ihre Literatur werden mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, bis sie 1933 aus dem mittlerweile nationalsozialistischen Deutschland in die Schweiz emigrieren muss. Obwohl sie aus ihrer Heimat verwiesen ist und ihre Bilder als entartet gelten, lebt Lasker-Schüler in Jerusalem, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbringt, ihre exzentrische Fantasie bis zu ihrem Tod aus. So schlüpft sie etwa in die Rolle des Prinzen Jussuf von Theben, wie Gibiec etwa anhand von Brief-Ausschnitten in ihrem Roman nachvollziehbar macht.

Ohnehin verwebt „Else blau“ geschickt Texte Lasker-Schülers mit der erzählten Handlung, was die großartige Frau in deren eigenen Worten näherbringt. Auch einige Perspektivenwechsel, etwa zu schweizerischen Detektiven, die die Dichterin beschatten, bieten Abwechslung. Dazu kommen Textanteile in einer laut Gibiec dem Wuppertaler Platt ähnlichen Mundart — das soll offenbar Lasker-Schülers bodenständige Herkunft hervorheben, wird aber zu oft eingesetzt.

Etwas zu beiläufig wird dagegen die Drangsal behandelt, die Lasker-Schüler unter den Nationalsozialisten zu erleiden hatte — so ist sie etwa von Nazis auf offener Straße verprügelt worden. Was diese Erfahrung in der Seele der Dichterin hinterließ, bleibt blass, während Gibiec an anderen Stellen umso ausführlicher in die Gefühle ihrer Hauptfigur eintaucht. „Else blau“ bietet einen lebendigen und doch detaillierten Zugang zum Leben Lasker-Schülers, der hier und da aber sehr ausführlich gerät und manche Länge aufweist.

“ Christiane Gibiec: Else blau — Ein biographischer Roman über Else Lasker-Schüler. 288 Seiten, ISBN-13: 978-3943886269, Bergischer Verlag, 19,95 Euro