"Misery": 120 packende Minuten im Leo-Theater
In Langerfeld wurde die Premiere von StephenKings Thriller „Misery“gefeiert. Christiane Breucker und Thorsten Hamer spielen das Zwei-Personen-Stück überzeugend.
Langerfeld. Immer wieder taucht der Raum gnädig in schwarzes Dunkel, die Musik peitscht auf oder beruhigt. Höchst emotional und brutal entwickelt sich in Stephen Kings Thriller "Misery" die Beziehung zwischen dem Schriftsteller Paul und seinem größten Fan Annie. Thorsten Hamer gestaltet die packende Bühnenversion von Simon Mohr im Langerfelder Leo-Theater sehr intensiv.
Der Theaterchef selbst gibt Paul, der sich bei einem Autounfall im Schneesturm mehrmals die Beine gebrochen hat und nun hilflos im Bett liegt. Annie, die frühere Krankenschwester, hat ihn an der entlegenen Straße gefunden und zu ihrem einsamen Bauernhof gebracht. Sehr schön spielt Christiane Breucker die einfache Frau mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, wenn sie von Misery, der Hauptfigur von Pauls Romanen, wie von einer besten Freundin spricht.
Dann wieder schlägt ihre Stimmung plötzlich um, wenn sie mit Paul schimpft, weil er unflätige Ausdrücke in seinem Werk verwendet oder gar ihrer geliebten Misery Böses hineinschreibt. Mechanisch stapft sie davon, entrückt und wahnsinnig in ihrer Wut, und lässt den nach Schmerzmitteln wimmernden Paul zurück. Keine Grenzen kennt diese Psychopatin, die Paul wie ein Kleinkind herumkommandiert und ihn mit dosierter Medizin- und Essensversorgung gefügig macht.
Thorsten Hamer schenkt dem hilflosen Verletzten viele Nuancen zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Mal entwickelt sich fast ein normales Gespräch zwischen den beiden, dann wieder wirft Annie mit Geschirr und Paul wälzt sich stöhnend im Bett.
Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte hievt er sich in seinen Rollstuhl, um nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen, muss aber bitter dafür büßen. Gehetzt und halb im Delirium erfüllt er schließlich Annies Wunsch und schreibt einen neuen Misery-Roman. Paul muss einsehen, dass das auch für ihn die einzige Überlebenschance bedeutet, denn Annie hat ein schreckliches Geheimnis.
Oliver Wolff hat für die Leo-Inszenierung ein einfaches Bühnenbild geschaffen, das vollkommen von dem Bett mit der rosa Bettwäsche dominiert wird.
Regie: 5 von 5
Ensemble: 5 von 5
Bühne: 4 von 5