Musikschulen (7): Komponieren am Computer
Daniel Heinenberg ist „keine Rampensau“. Er musiziert lieber per Mausklick.
Wuppertal. Keyboard ist bei Kindern ein beliebtes Instrument: Dank der Begleitung auf Knopfdruck klingen auch einfache Lieder beeindruckend, das Instrument ist erschwinglich und passt in kleine Wohnungen. "Die Nachfrage geht allerdings etwas zurück, in den 80er und 90er Jahren waren die Kinder ganz heiß auf Keyboard", sagt Achim Andreß, Leiter der Musikschule Amadeus.
Bei ihm lernen die Schüler nicht nur, Lieblingssongs auf den Tasten zu klimpern. Schon früh beginnt er, mit ihnen die Begleitung selbst zu komponieren. "Es geht ja nicht darum, dass man einen Knopf drückt, und dann geht es los." Deshalb fängt er an, mit seinen Schülern Bausteine selbst zu entwickeln.
Vier Parts, also Knöpfe, stehen zur Verfügung, um einen Anfang, Mittelstücke und ein Ende abzurufen. Wie der programmierte Rhythmus klingt, hängt von den Akkorden ab, die die linke Hand spielt. Ganz nebenher lernen die Kinder so auch die Grundbegriffe der Harmonielehre. "Das ist der erste Schritt, sich von der Notenvorlage zu lösen."
Einen langen Weg weiter befindet sich Daniel Heinenberg, der seit 13 Jahren bei Andreß Keyboard lernt. Der 23-Jährige komponiert inzwischen ganze Stücke am PC. "Der Vorteil ist, dass man immer gleich hören kann, was man geschrieben hat." Sein Laptop ist mit dem Keyboard verkabelt und bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten.
Heinenberg kann eine Melodie auf der Tastatur einspielen und sich am PC als Noten darstellen lassen. Hat er sich verspielt, muss er nur per Mausklick eine Note ändern - und schon kann das Keyboard die Melodie fehlerfrei wiedergeben. Oder er entwirft nach und nach Linien für Gesang, Klavier, Streicher und Schlagzeug. Hierbei benutzt er meistens eine graphische Darstellung, die alle Instrumente als bunte Felder übereinander zeigt.
Zieht man das Schlagzeug größer, sieht man, dass jeder Punkt in der Grafik einen Trommelschlag bedeutet. Dicke Balken bedeuten viel Klang, dünne Striche eine leise Stelle. "In der Popmusik werden Streicher oft per Keyboard generiert", sagt Heinenberg. Er kann einzelne Stimmen lauter oder leiser machen und das komplette Notenbild ausdrucken. "Im PC ist das komplette Studio drin."
Eine feste Band hat Heinenberg allerdings nicht: "Ich bin nicht so eine Rampensau." Er überlegt sich lieber im stillen Kämmerchen Lieder nach den Texten eines Freundes. "Oft habe ich keine Lust zu üben, dann fange ich an zu klimpern - und plötzlich ist etwas da." Eine ganze Reihe von fertigen Songs sammeln sich auf seinem Computer und warten darauf, ans Licht geholt zu werden.