Nachtgebete für ein Konzert im Liegen
Konzertereignis mit sphärischen Klängen, Shakespeare-Sonetten und Faust-Fragementen.
Wuppertal. Sich ausstrecken, die Augen schließen und sich dem Klang hingeben: Das können die Besucher des Konzertprogramms „Night Prayers“ (Nachtgebete) am 25. Juni in einer ehemaligen Produktionshalle auf dem Riedel-Gelände. Denn die Organisatoren Wolfgang Schmidtke und Werner Dickel werden einen Teil des Zuschauerraumes mit Matten auslegen, damit man ihrem Konzert auch im Liegen folgen kann.
Diese Gelegenheit bekommt man nicht oft. Dickel, Viola-Spieler und Professor an der Musikhochschule, hat das zwei Mal erlebt: einmal zu Studienzeiten in Köln und später bei einer Uraufführung unter Claudio Abbado — und hat es in sehr angenehmer Erinnerung.
Die beiden Musiker waren im vergangenen Herbst an Robert Sturms Inszenierung von „Romeo und Julia“ beteiligt, die Schauspieler, Musiker und eine Rauminstallation von Tony Cragg in der Riedel-Halle V zusammenbrachte. Dickel und Schmidtke nehmen diesen Faden wieder auf. Auch sie arbeiten spartenübergreifend an diesem Ort, an dem noch Craggs hohe Skulpturmodelle und seine Bühne im Zuckerbäcker-Stil stehen.
Schmidtke hat drei Sonette von William Shakespeare vertont, singen werden diese Stücke drei Knaben-Soprane der Wuppertaler Kurrende. Dickel, der die künstlerische Leitung hat, studiert mit seiner Kammerphilharmonie das zeitlose barocke „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi ein. Solistinnen sind Dorothea Brand (Sopran) und Joslyn Rechter (Alt).
Im Zentrum des Programms steht das sphärische „Night Prayers“ — ein Stück für Saxophon, Streicher und Tonband. Dickel: „Dazu würde ich mich glatt hinlegen.“ Komponiert hat es der georgische Komponist Gija Kantscheli, der seit 20 Jahren in Belgien wohnt.
Es folgen Faust-Fragmente: Wolfgang Schmidtke hat Musikstücke von 30 bis 90 Sekunden geschrieben; der frühere Intendant Holk Freytag wird noch eine Auswahl von Textstellen aus Faust 1 und 2 treffen. Rezitieren wird der Schauspieler Jörg Reimers.
Spannend dürfte auch das Duo für zwei Geigen der jungen Komponistin Carolin Pook (Jahrgang 1981) werden, „walk. run. jump. fly. see“ hat sie es genannt. Sie spielt Schlagzeug und Geige und ist als Improvisationsmusikerin im Jazz und im klassischen Bereich bekannt — Kritiker attestieren ihrer Arbeit „eine magisch anmutendende Intensität“. 2014 war Pook Artist in Residence der Peter Kowald Gesellschaft, in diesem Jahr ist sie Improviser in Residence in Moers und wurde für ihr Eröffnungskonzert beim Jazz-Festival gefeiert.