Neue Gedok-Chefin: „Wir sind eine starke Vereinigung“
Brigitte Melchers steht an der Spitze von 90 Künstlern und 140 Kunstförderern.
Wuppertal. Wer zum führenden Kopf einer Künstlerinnen-Vereinigung gekürt wird, dürfte — so könnte man meinen — in mindestens eine Schublade passen: also selbst Künstlerin sein oder so lange als Kunstmäzenin Geld und Wind aufgewirbelt haben, dass eine Beförderung zur Vorsitzenden niemanden verwundert.
Nichts von alledem trifft jedoch auf Brigitte Melchers zu. Die neue 1. Vorsitzende der Gedok Wuppertal verblüfft mit einer Aussage, die auch eine Ansage an alle Skeptiker ist, die beim Stichwort Kultur schnell an Klüngel oder Konkurrenzdenken denken. „Ich bin eine absolute Quereinsteigerin“, stellt die 65-Jährige klar. „Ich habe keine Gedok-Vergangenheit.“
Trotzdem — oder gerade deshalb — wurde sie zur offiziellen Vertreterin von 90 Künstlerinnen und 140 Kunstförderer gewählt. Denn wer ihre Vorgängerin Christa Müller-Schlegel kennt, weiß, dass die rührige Ex-Vorsitzende nichts dem Zufall überlässt und die Gedok-Geschicke mit viel Herzblut 15 Jahre lang geleitet hat.
So hat die 80-Jährige auch ihre Nachfolgerin selbst auserwählt. „Frau Müller-Schlegel hat mich ausgeguckt und angesprochen“, erzählt Melchers. Ihre erste Reaktion war allerdings von Zurückhaltung geprägt: „Ich dachte als erstes: ,Der Schuh ist zu groß.’ Außerdem bin ich jemand, der lieber in der zweiten Reihe steht.“
Weshalb Melchers am Ende doch „ja“ gesagt hat und sich nun im Namen der Kunst engagiert? „Ich habe in meinem Berufsleben viele Erfahrungen bei Non-Profit-Verbänden gesammelt. Dort habe ich gesehen: Ohne zusätzlichen ehrenamtlichen Einsatz ist so ein Betrieb nicht am Laufen zu halten.“ Und auch wenn sie keine Künstlerin sei, schlage ihr Herz für die Kultur: „Ich gehe gern ins Theater, ins Konzert, in Ausstellungen. Und ich habe mich schon immer ehrenamtlich engagiert.“
. . . und die Gedok.
Im Sekretariat und als Sachbearbeiterin hat sie im Dienste verschiedener Verbände Veranstaltungen geplant. Das Organisieren liege ihr, sagt sie. „Es hat mir immer Freude bereitet. Das ist eine Erfahrung, die ich jetzt bei der Gedok prima einbringen kann.“
Zumal die gebürtige Elberfelderin nicht nur ihre Heimat liebt („Ich bin überzeugte Wuppertalerin und würde hier nie wegziehen“), sondern auch Wuppertals kulturelle Vielfalt schätzt, die schließlich auch die Gedok mit ihren verschiedenen Sparten spiegele: „Wir sind eine starke Vereinigung — ein Super-Team. Wir haben 230 Mitglieder, und die muss man erstmal verwalten.“ Das mag auch erklären, weshalb Melchers’ Selbstverständnis eher nüchtern klingt: „Ich sehe das Ganze sehr pragmatisch und von der Verwaltung aus.“
Keine Frage: Die Vorsitzende stellt nicht die eigene Person, sondern lieber die eigenen Ansprüche und die neuen Aufgaben in den Mittelpunkt. „Ich bin nicht die Mutter vom Dienst“, betont die 65-Jährige. „Ich stehe nicht vor. Ich arbeite für die Gedok — ich bin Ansprechpartnerin.“ Neben aller Disziplin und Gewissenhaftigkeit ist aber auch viel Leidenschaft zu spüren. „Ich habe Freude daran“, erklärt Melchers mit Blick auf ihr neues Amt. „Der Kontakt zu den Künstlerinnen ist spannend.“ Und: „Es macht mir Spaß, die Interessen der Gedok auch bei Behörden zu vertreten. Denn: „Frauen als Künstlerinnen sind immer noch ein bisschen unterbewertet — trotz aller Emanzipation und Gleichstellung.“
Auch intern wird das Thema Gleichberechtigung immer größer geschrieben. So hat die Gedok „eine moderne Satzung erhalten“, wie Brigitte Melchers erklärt. „Die Künstlerinnen haben jetzt mehr Mitspracherechte, aber auch mehr Pflichten.“ Ganz so, wie es der Quereinsteigerin gefällt. Fordern und fördern — das ist ihr Motto.