Rosenkrieg und Gänsehaut: Das TiC startet ins neue Jahr
Das Chef-Duo plant neun Premieren, darunter einen Krimi, Komödien und zwei Musicals.
Cronenberg. Neun Premieren, zwei Wiederaufnahmen und 70 Ensemblemitglieder — das sind die Eckdaten, mit denen das TiC-Team ins neue Jahr startet. Weil hinter jedem Zahlenspiel allerdings weit mehr steckt als reine Fakten, freut sich Bühnen-Chef Stefan Hüfner vor allem über den menschlichen Zuspruch — sprich über die Gäste, die von den Eckdaten profitieren sollen: „Wir führen keine Statistik über das Durchschnittsalter unseres Publikums, aber vom Gefühl her würde ich sagen, dass es sich in den vergangenen Jahren verjüngt hat.“
Doch das ist längst nicht alles. Hüfner, der die Cronenberger Kultbühne zusammen mit Ralf Budde führt, kann noch mehr Erfreuliches berichten: Nachwuchssorgen gibt es auch hinter den Kulissen nicht — das Ensemble ist weiter gewachsen. Totgesagte leben also doch länger: Die Zeiten, als das kleine Privat-Theater — unter anderer Leitung — finanziell vor dem Aus stand, scheinen jedenfalls (fast) vergessen zu sein.
Auch wenn konkrete Zuschauerzahlen für das Jahr 2011 (noch) nicht vorliegen, dürfte bereits feststehen, dass der neue TiC-Kurs Erfolg gebracht hat: „Wir sind sehr zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr“, betont Budde. Vor allem die moderne Version von „Romeo und Julia“ sei überraschend gut angekommen, gerade auch bei jüngeren Zuschauern. Budde freut das umso mehr — schließlich war der Plan, die wohl bekannteste Liebes-Tragödie aller Zeiten altersgerecht zu besetzen, ein Experiment und die Bühne einst vor allem als Humor-Hochburg bekannt.
Stefan Hüfner über das Konzept, speziell Stoffe wie „Anatevka“, die eigentlich viel Personal verlangen, in komprimierter Form zu zeigen.
Doch die Zeiten haben sich geändert. „Wir wollen programmatisch eine gute Mischung hinbekommen“, erklärt Budde. „In diesem Sinne haben wir versucht, die Mischung weiter zu verfeinern.“ Mit anderen Worten: Auf Shakespeare folgt Kleist. „Der zerbrochne Krug“ kommt im Oktober auf die Bühne. Ingeborg Wolff setzt das Spiel von Heinrich von Kleist an der Borner Straße in Szene. Die pensionierte Schauspielerin der Wuppertalerin Bühnen, die nicht zum ersten Mal im TiC Regie führt, „hat selbst schon mal die Marthe gespielt, kennt sich im Stoff also bestens aus“.
Dass die einst fast Totgesagten nach wie vor quicklebendig sind, möchten sie vor allem auch mit zwei Musicals beweisen: Patrick Stanke inszeniert „Hair“, Ralf Budde setzt auf „Anatevka“. Erst einmal wird es jedoch gruselig: „Warte, bis es dunkel ist“, sagen Sabine Misiorny und Tom Müller — sie wollen ab dem 2. März für Gänsehaut sorgen. Am 13. April schafft es erneut ein Filmstoff auf die TiC-Bühne: Julia Penner kündigt an, dass „Der Rosenkrieg“ in Cronenberg ausbricht.
Während die Rückkehr der „Sekretärinnen“ am 20. Januar zu erwarten ist, wird im November „Die Feuerzangenbowle“ wieder ins Programm genommen. Damit all diese Eckdaten zu einer runden Sache werden, hat Budde nicht zuletzt Zeitgenössisches im Blick: Am 29. Juni zeigt er, dass auch eine E-Mail-Bekanntschaft für allerlei Theater sorgen kann („Gut gegen Nordwind“).