Wuppertal Schauspielerin Mechthild Großmann: Letzter Auftritt auf der Tanzbühne

Die Schauspielerin Mechthild Großmann gehörte lange zum Ensemble des Tanztheaters. Jetzt will sie keine weiteren Aufführungen mehr mitmachen.

Foto: Laszlo Szito/Uwe Schinkel

Wuppertal. Irgendwann sei Schluss, sagt sie. Unter anderem in einem Interview für das Internetportal Tanzweb erklärt die Schauspielerin Mechthild Großmann, die lange eine markante Figur im Ensemble des Tanztheaters war, dass sie bei keinen weiteren Auftritten mehr dabeisein wird.

Mechthild Großmann, links bei einer Aufführung von Ten Chi, will nicht mehr mit dem Tanztheater auftreten.

Foto: Schinkel, Uwe (schin)

Die Geschichte, wie sie ans Tanztheater kam, hat sie öfter erzählt. Damals, 1975, war Mechthild Großmann Gast am Schauspielhaus, spielte die Lady Milford in „Kabale und Liebe“. Pina Bausch hatte sie gesehen und wollte die Schauspielerin als Sängerin für ihren Brecht/Weill-Abend engagieren. Mechthild Großmann hatte bis dahin noch nichts von Pina Bausch gehört, noch nie eine ihrer Inszenierungen gesehen. Und hielt nicht viel von der Idee zu singen. Trotzdem ging sie zu einem Probesingen. Und Pina Bausch fragte: „Ja, wollen wir es versuchen?“

Daraus wurde eine lebenslange Freundschaft. Mechthild Großmann trat in vielen Inszenierungen des Tanztheaters auf, dazu zählen „Die sieben Todsünden“, das Macbeth-Projekt „Er nimmt sie an der Hand und führt sie in das Schloß, die anderen folgen“, „Blaubart“, „1980“, „Die Keuschheitslegende, „Bandoneon“, „Walzer“, Two cigarettes in the dark“, „Danzon“, „Die Fensterputzer“ und „Ten Chi“. Auf ihren Auftritt warteten viele im Tanztheater-Publikum, denn mit ihrer Erscheinung und ihrer dunklen Stimme war sie von besonderer Präsenz. Ihr Humor und ihre Selbstironie wirkten nie aufgesetzt.

Sie machte die Bewegungen der Tänzer mit, aber das sei kein Tanzen, beharrt Mechthild Großmann. Sie könne gar nicht tanzen. Nur einen Schritt, den habe sie anderen immer vormachen müssen, erzählt sie im Interview mit Alice Schwarzer. Weil er bei ihr so untänzerisch aussah.

Das legendäre „Und noch ein Weinchen und noch ein Zigarettchen und bloß nicht nach Hause“ ist fest mit ihr verbunden. Dabei war es eine Redewendung, die Pina Bausch selbst in langen Nächten nach Proben in Bochum benutzte. Mechthild Großmann brachte sie viel später mal in die Proben des Tanztheaters mit.

Wenn die Schauspielerin nach Wuppertal kam, wohnte sie oft bei Pina Bausch, das Verhältnis war eng. Die Stücke mit ihr waren ihr wichtig. Dabei hat sie auch weiterhin Engagements als Schauspielerin an Bühnen und für den Film. Auch mit Literaturlesungen tritt sie immer wieder auf, unter anderem las sie in Wuppertal 2009 zur Eröffnung der großen Monet-Ausstellung im Von der Heydt-Museum aus Briefen des großen Malers.

Dem breiten Publikum wurde Mechthild Großmann vor allem durch ihre Auftritte als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm im Münster-Tatort bekannt. Wie im Tanztheater gibt sie der Szene mit ihrer Persönlichkeit jedes Mal eine eigene Färbung.

Das Publikum des Tanztheaters wird Mechthild Großmann vermissen. Aber sie glaubt, dass es Zeit ist: „Ich bin dieses Jahr 69 und dann darf man aus dem Ballett herausgehen“, sagt sie in dem Interview für das Tanzweb. Sie hätte für viele Produktionen gar nicht mehr ausreichend Kraft. Die Wiederaufnahme von Ten Chi in der abgelaufenen Spielzeit habe sie noch mitmachen können, weil sie dabei körperlich nicht so gefordert ist.

Zur letzten Vorstellung gab es Blumen. Kulturdezernent Matthias Nocke schrieb ihr einen Brief, darin heißt es unter anderem: „Ihren Humor und Ihre ungeheuer starke Bühnenpräsenz habe ich stets sehr genossen und werde mich nun wie viele Wuppertaler mit dem tiefen Lachen der Münsteraner Staatsanwältin im Tatort trösten müssen.“ Er danke ihr „für ihre großartigen und unvergesslichen Darbietungen“.

Offizielle Aussagen des Tanztheaters waren nicht zu erhalten — derzeit ist dort Sommerpause.