Schauspielhaus: Rettung unbezahlbar?
Eine neue Nutzung rückt in weite Ferne. Die Stadt kann alleine keine ihrer Visionen finanzieren.
Wuppertal. Die WZ hatte es bereits geschrieben: Das sanierungsbedürftige Schauspielhaus zu einem internationalen Tanzzentrum oder aber zum neuen Standort des Von der Heydt-Museums umzubauen, dürfte rund 40 Millionen Euro kosten. Am Montag wurden diese Zahlen nicht nur offiziell bestätigt — es wurde auch erstmals deutlich ausgesprochen, dass die Stadt für beide denkbaren Varianten kein Geld hat. Mit anderen Worten: Die Pläne, die seit langem die Gerüchteküchen befeuerten, sind nicht zu realisieren. Damit ist die Zukunft des Gebäudes, dessen kleine Bühne per Sondergenehmigung nur noch bis zum 30. Juni bespielt werden kann, weiterhin ungewiss.
Klar ist bislang nur, dass eine reine Instandsetzung mit 10 bis 15 Millionen Euro zu Buche schlagen dürfte. „Vor zehn Jahren war die Sanierung mit sieben Millionen Euro berechnet worden“, erklärt Hans-Uwe Flunkert, Leiter des städtischen Gebäudemanagements. Inzwischen sei nicht nur die Preisentwicklung zu berücksichtigen — sondern auch die Tatsache, „dass der Zahn der Zeit weiter am Schauspielhaus genagt hat“. Drei Varianten hat Flunkert durchgerechnet: Der Umbau in ein Kunstmuseum würde mindestens 36 Millionen Euro kosten, eine Umwandlung in ein Tanzzentrum 42 Millionen Euro.
Die dritte Möglichkeit — eine Kombination aus Tanzoase und Museumshalle — scheint die utopischste zu sein: Sie wird mit mehr als 75 Millionen Euro veranschlagt. Alle Vorschläge sehen vor, dass das denkmalgeschützte Schauspielhaus um einen Anbau auf dem heutigen Parkplatz erweitert wird, weil das 1966 eröffnete Schauspielhaus andernfalls nicht genug Raum biete.
Doch nicht allein die pure Investitionssumme treibt den Herren in der Stadtspitze den Schweiß auf die Stirn: Vor allem die zu erwartenden Folgekosten sind Anlass zu Sorgenfalten. Kämmerer Johannes Slawig rechnet mit rund zwei bis drei Millionen Euro Betriebskosten pro Jahr. „Wir wollen keine Hoffnungen wecken, die wie Seifenblasen platzen“, betont Wuppertals Finanz-Chef. „Wir haben im städtischen Haushalt keinen Spielraum für 40 Millionen Euro.“ Diese Aussage ist nicht überraschend.
Neu ist hingegen die unmissverständliche Botschaft, dass Bund und Land nicht in die Bresche springen — hatte die Stadt doch auf Drittmittel spekuliert, die den Traum vom Tanzzentrum möglich machen sollten.
Doch die Realität ist ernüchternd: „Wir haben viele Gespräche geführt und werden auch weiterhin Gespräche führen“, sagt Slawig. „Wir gehen jeder Idee nach — auch auf internationaler Ebene und bei Stiftungen.“ Dass doch noch genug Zuschüsse zusammenkommen könnten, scheint allerdings fraglich zu sein. Ohnehin ist das Problem ein grundlegendes: Höchstens anteilig werden sich Bund und Land an einer Investition beteiligen. Wuppertal bliebe also auf den Folgekosten sitzen. „Unser Traum wäre deshalb, dass sich Bund und Land institutionell an einem Tanzzentrum beteiligen“, erklärt Slawig. „Da ist aber eine Zurückhaltung zu spüren.“ Aus gutem Grund: Auch auf „höherer“ Ebene werden die Folgekosten gescheut.
Das nahende Aus der Spielstätte wertet nicht nur Jung als Zeichen der Zeit. Auch Kulturdezernent Matthias Nocke sagt mit Blick auf Opernhaus, Schauspielhaus und Stadthalle: „Zwei große Theatergebäude mit annähernd 800 Zuschauern und ein Konzerthaus — das ist für Städte unserer Größenordnung unüblich. Da sind wir eben nicht Berlin.“