Sinfoniker lassen „Die Moldau“ frisch perlend dahinfließen
Unter dem Dirigat des Tschechen Leo Svárovsk wird in der Stadthalle Bedrich Smetanas Liebeserklärung an Böhmen überzeugend interpretiert.
Wuppertal. Ein liebenswertes National-Epos ist Bedrich Smetanas Zyklus „Mein Vaterland“, der im 5. Sinfoniekonzert auf den Pulten im großen Stadthallen-Saal stand. Als Gast-Dirigent konnte Leo Svárovsk gewonnen werden — ein Glücksfall, denn mit besonderer Intensität widmet sich der Tscheche dem Werk seines Landsmannes mit ausladendem Dirigat in großen, ruhigen Gesten und Akzente setzenden Weisungen.
In programmatischen Bildern erzählt die Musik von Mythen, Landschaften und der Geschichte Böhmens. Die stolze Burg Vysehrad erhält ein königliches Hauptmotiv, das sich im Zyklus oft wiederholt. Zarte Harfenklänge künden vom sagenhaften Sänger Lumir, aber in die slawische Melancholie bricht immer wieder kämpferische Heroik ein.
„Die Moldau“ dürfte vielen aus dem Schulunterricht bekannt sein: Bei den Wuppertaler Sinfonikern klingt sie frisch und perlend, machtvoll fließend und leicht wogend. Schwungvoll gelingt die bäuerische Polka, betörend der romantische Elfenreigen im glitzernden Mondlicht. Machtvoll donnert die Moldau durch Stromschnellen — erregt springen in der Musik Motive in wachsender Unruhe durch die Streichergruppen, ehe mit siegreichen Klängen Prag mit seiner Burg symbolisiert wird.
„Sarka“ ist ein kurzer Satz mit kriegerischem Kampfgetümmmel, von Marschrhythmen beherrscht. Aber auch ein schöner Klarinetten-Cello-Zwiegesang entwickelt sich. Nach verebbenden Melodien arbeitet Smetana gerne mit effektvollen Schlag-Schlüssen. „Aus Böhmens Hain und Flur“ enthält viele Lieder, Hirtenweisen und eine Polka, die die Schönheit der Landschaft schildern können. „Tabor“ und „Blanik“ sind eng verwandte Sätze, dem Reformator Jan Hus gewidmet. Entlang dem Hussiten-Choral „Die ihr Gotteskämpfer seid“ entwickelt sich die Komposition: Abgrundtief trist, aber auch markant und herrisch klingt die Musik. Suggestiv nehmen die hämmernd wiederholten Vierton-Motive gefangen, spannungsreich wirken die plötzlichen Stopps wie ein atemloses Innehalten. Verzerrt und zerfleddert löst sich die Choral-Melodie auf — eine Musik, die Unruhe schafft und aufwühlt. Endlich beruhigt sie sich und ein Zitat des Vysehrad-Themas beschließt das grandiose Werk.
Bravo-Rufe gibt es für die überzeugende Interpretation der tschechischen National-Musik.