Wuppertaler Kultur Smartphone in der Oper? Ausdrücklich erwünscht!

Mit „Share Your Opera“ macht die Oper Wuppertal „Die Hochzeit des Figaro“ digital erfahrbar.

Das Opernhaus in Barmen.

Foto: Ja/Fischer, A. (F22)

Handy aus im Opernsaal? Von wegen! Bei ausgewählten Werken ist die Benutzung des Smartphones während der Vorstellung ausdrücklich erwünscht: Die Wuppertaler Oper stellt mit „Share Your Opera“ eine digitale Ergänzung zum Bühnengeschehen zur Verfügung. Eine App versorgt das Publikum mit Zusammenfassungen der Handlung, Bildern und Hintergrundinformationen, die nicht nur das ständige Nachlesen der Übertitel überflüssig machen, sondern durch das mehrsprachige Angebot auch Gästen aus dem Ausland ermöglicht, der Handlung zu folgen. Nach „Carmen“ und „Luisa Miller“ ist das Angebot nun auch für alle kommenden Vorstellungen der bekannten Mozart-Oper „Die Hochzeit des Figaro“ verfügbar.

Benachrichtigungen
im Sekundentakt

Während die ersten Töne der eingängigen Ouvertüre erklingen, die vier Türen auf weißer Wand, aus denen das schlichte Bühnenbild besteht, auf- und zuklappen und unaufhörlich Figuren auf- und abtreten, meldet die App „OperaGuru“ beinahe im Sekundentakt neue Push-Benachrichtigungen. „Jetzt wollen wir dir kurz die Figuren der Oper vorstellen“ heißt es.

Sobald eine Figur erstmalig die Bühne betritt, erscheint auf dem Smartphone-Display eine Kurzbeschreibung ihrer Rolle und ihrer Vorgeschichte aus dem Vorgängerstück „Der Barbier von Sevilla“ – ausgestattet mit Bildern, damit die Figuren gleich richtig zugeordnet werden können. Als die Handlung einsetzt, werden die Entwicklungen, die in den einzelnen Szenen durch den Gesang vermittelt werden, zusammenfassend erläutert.

Das Angebot ist leicht zu nutzen: Die App „OperaGuru“ ist kostenfrei und sollte im Vorfeld heruntergeladen werden. Vor Ort loggt man sich in das W-Lan-Netzwerk des Hauses ein, wählt in der App die Sprache – zur Auswahl stehen Deutsch, Englisch und Italienisch – und die richtige Oper aus und schon beginnt das digitale Opernerlebnis. Wer „Share Your Opera“ nutzen möchte, muss dies allerdings bereits beim Kartenerwerb anmerken: Um die Sitznachbarn nicht mit dem leuchtenden Handy-Display zu stören, ist das Angebot nur auf bestimmten Plätzen verfügbar. Mit weißer Schrift vor schwarzem Hintergrund ist die App allerdings ohnehin darauf ausgelegt, auch im dunklen Zuschauerraum nicht für Ablenkung zu sorgen.

Eine wahre Flut
an Informationen

Wer sowohl den deutschen Übertiteln als auch den Benachrichtigungen der App folgen möchte, kommt sicherlich zwischenzeitlich in Bedrängnis. Vor allem zu Anfang der Oper meldet das Smartphone eine wahre Flut an Informationen, der man kaum in Echtzeit folgen kann. Nach der Vorstellung reduzieren sich die Benachrichtigungen allerdings auf ein überschaubares Maß. Wer sich von den Übertiteln lösen und vor allem die Musik und das Geschehen auf der Bühne genießen möchte, ist mit „Share Your Opera“ bestens bedient. Der Wortlaut der Dialoge liefert zwar mehr Details, aber um der Handlung folgen zu können, reichen die Zusammenfassungen der App allemal – und machen teilweise sogar mehr Spaß: Während Simon Stricker als Graf Almaviva einen Monolog hält, bringt die App es ohne Umschweife auf den Punkt: „Der Graf kapiert gar nichts mehr.“