Veranstaltung Mehr als 8000 Schüler wissen: Musizieren macht glücklich
Die Bergische Musikschule hat ihre Schülerzahl weiter gesteigert. Sie wirbt für das Ausprobieren seltener Instrumente.
In diesem Jahr wurde die 8000er Grenze bei den Schülerzahlen überschritten, die Bergische Musikschule ist die fünftgrößte Einrichtung ihrer Art in NRW. Bisheriger Höhepunkt einer kontinuierlichen Entwicklung nach oben, weiß ihr Leiter Raphael Amend. Er kennt die Gründe dafür, die weniger in der gewachsenen Kurszahl und mehr darin zu suchen sind, dass die Musikschule zu den Menschen geht und sie zugleich zum Ausprobieren einlädt. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 26. Mai beim Familienmusikfest in der Stadthalle auf dem Johannisberg.
Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter und Mütter. Die Musikschule macht seit 2007 bei Jeki (Jedem Kind ein Instrument) und seit 2016 bei Jekits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) mit – zuerst mit Unterstützung der Dr. Werner Jackstädtstiftung, seit einigen Jahren mit Landesgeldern. Und sie hat die „SingPause“ seit 2012 im Programm, bei der ihre Dozenten zweimal pro Woche 20 Minuten in jeder Klasse von 12 Grundschulen mit den Kindern singen.
Ursula Slawig, Musikschulbezirksleiterin Vohwinkel, erklärt: „Die Kinder von 110 Klassen erhalten so eine musikalische Grundbildung und Rhythmuskenntnisse, lernen vom Blatt zu singen und Noten zu lesen, und ihre Stimme wird geschult.“ Außerdem bildet sich an den Schulen ein internationales Liederrepertoire, das bei Schulfesten „angewendet“ werden kann und bei drei Konzerten in der Stadthalle gesungen wird. Nicht zu unterschätzende „Nebenwirkung“: Vorurteile zwischen den Nationen werden ab-, Zusammenhalt aufgebaut.
Die Kooperation mit Schulen ist ein wichtiges Anliegen der Musikschule: „Wir gehen da hin, wo die Schüler sind“, nennt Amend die Idee, die dahinter steht. Sie erlaube das gemeinsame Musizieren – Kern jeder musikalischen Ausbildung und „unser Credo und unser Alleinstellungsmerkmal. Das macht Musikschule aus“.
Kinder spüren, welches Instrument zu ihnen passt
Konkret wird seit 2007 gezielt an vielen Grundschulen im Rahmen des offenen Ganztags und an einigen weiterführenden Schulen Chor- oder Instrumentalunterricht angeboten.
Das so geweckte Interesse am Musizieren soll möglichst in den Schulräumen im Kolkmannhaus an der Hofaue vertieft werden. Hier erwartet die Kids eine große Vielfalt aus 38 verschiedenen Instrumenten (Slawig: „Wir können nicht nur Gitarre.“) und 60 verschiedenen Ensembles, die neben dem Unterricht kostenlos besucht werden können. Im Kunterbuntorchester etwa sind Kinder vereint, die ihr Instrument mit anderen zusammen spielen wollen, es gibt Gitarrenensembles, Bands oder Chöre. Jüngster Zuwachs ist seit März das momentan achtköpfige Männervokalensemble. Das Jugendsinfonieorchester benötigt viele verschiedene Instrumente. Darunter das Fagott oder das Contrabass, an die man mittlerweile auch kleinere Kinder heranführen kann, da es kleinere „Ausgaben“ gibt.
Überhaupt liegen die seltener gespielten Instrumente, zu denen Bratsche, Akkordeon, Horn und Oboe gehören, den Musikdozenten besonders am Herzen. Sie wollen sie aus ihrem Schattendasein herausführen, von Vorurteilen befreien. „Wir erleben es oft bei Tagen der offenen Tür, dass ein Kind ein Fagott oder ein Horn ausprobiert, beeindruckt ist, die Eltern aber überfordert sind“, erzählt Slawig. Weshalb die Wahl dann doch wieder auf Gitarre, Geige oder Klavier fällt. Ihr Appell: Dem Bauchgefühl der Kinder trauen, „sie spüren, was zu ihnen passt“. Damit sie die selteneren (und teureren) Instrumente ausprobieren können, werden sie von der Musikschule auch verliehen. Amend: „Es geht doch um die Lust am Musizieren. Und da müssen wir genau herausfinden, welches Kind was braucht.“
Überzeugte Eltern werden überdies zunehmend vom „glücklich machenden Musikvirus“ angesteckt, so dass die Schülerzahl zu einem Drittel aus Erwachsenen besteht.