Text, Ton und Titanic: Literaten sind vielseitig
Der Verein setzt auf Kooperationen und ein breit gefächertes Programm — vom Titanic-Krimi bis zur Lyrik.
Wuppertal. Liebesbriefe, Musik-Gedichte und ein Titanic-Krimi: Wer nicht gedacht hätte, dass das eine zum anderen gehört, darf sich im Literaturhaus eines Besseren belehren lassen. Denn Anne Linsel kündigt eine Mischung an, die es in sich hat: „Die Monate bis zum Ende des Jahres sind gefüllt mit spannenden Literatur-Veranstaltungen“, verspricht die Vereinsvorsitzende.
Dass Linsel die Fahne im Dienste der Dichtung hochhält, liegt in der Natur der Sache — in ihrer persönlichen Passion und ihrer Funktion als Literaturhaus-Sprecherin. Doch nicht nur Lokalpatrioten schwärmen von vielen Seiten der Wuppertaler Literatenszene.
„Das Literaturhaus wird immer mehr auch von außen angefragt wird“, erklärt Linsel. Mit anderen Worten: Dass sie die Kultur-Fahne hochhält, wird auch andernorts wahrgenommen. „Die Kooperationen mit anderen Institutionen nehmen zu“, erklärt die Wuppertalerin. „Nicht nur in dieser Stadt, auch außerhalb ist das Literaturhaus zu einem begehrten Partner geworden.“
Eben das hat nun konkrete Folgen. So macht das mobile Lyrik-Festival „Latinale“ nicht nur in Berlin, Düsseldorf oder Bochum Station, sondern nimmt auch Kurs auf Wuppertal. Was sich hinter der „Latinale“ verbirgt, zeigt sich am Sonntag, 13. November, im Literaturhaus an der Friedrich-Engels-Allee 83.
Im westlichen Teil der Haspel-Häuser dreht sich an diesem Vormittag alles um aktuelle Tendenzen lateinamerikanischer Lyrik: Um 11.30 Uhr treffen die mexikanischen Autoren Benjamin Moreno und Minerva Reynosa auf den Kölner Lyriker Adrian Kasnitz. Timo Berger moderiert den Wortwechsel, der den literarischen Horizont erweitern soll.
Anne Linsel, Vereinsvorsitzende, über das wachsende Interesse an Kooperationen.
Mit dem Ausflug in die lateinamerikanische Szene ist freilich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Immerhin möchte der Verein — bei aller Weitsicht — vor allem Wuppertaler Autoren ins Blickfeld rücken.
Auch im Herbst- und Winterprogramm ist deshalb ein roter Faden zu entdecken: Die Saison beginnt und endet mit Wuppertaler Beteiligung. Den Auftakt macht Andreas Steffens: Der Wuppertaler stellt im Literaturhaus einige seiner „denkpoetischen Kurzprosatexte“ vor. Steffens liest am Dienstag, 6. September, um 19.30 Uhr.
Das Finale gehört Friederike Zelesko: „Reisen ist wie Schreiben“, sagt die Schriftstellerin, die in Niederösterreich geboren wurde und seit 1969 in Wuppertal lebt. In diesem Sinne präsentiert sie am 13. Dezember Gedichte und Prosatexte von Landschaften und Orten, „die etwas von sich und uns erzählen“. Die literarische Reise beginnt um 19.30 Uhr im Literaturhaus.
Doch nicht alles, was mit vielen Worten angepriesen wird, ist tatsächlich auch empfehlenswerte Literatur. Gut zu wissen also, dass der Verein einen Leitfaden geben möchte und im Buchstaben-Dschungel Orientierungshilfe bieten will. Wortgewandt dürfte sich dabei vor allem Katja Schettler am 22. September, zeigen: Die Literaturwissenschaftlerin spricht um 19.30 Uhr zum Thema „Wanderers Suche — Franz Werfel zwischen Judentum und Christentum“. Da die Veranstaltung eine Kooperation mit dem Katholischen Stadthaus ist, findet sie in den dortigen Räumen — also an der Laurentiusstraße 7 — statt.
Besonders gefühlvoll wird es am 27. September — wenn Schauspielerin Ingeborg Wolff im Literaturhaus um 19 Uhr Liebesbriefe von Anton Tschechow und Olga Knipper vorliest. Gleich zwei Mal bekennen sich Caroline Keufen, Olaf Reitz und Ute Völker daraufhin zum Bergischen Land: Ihr Zyklus geht am 18. Oktober und am 8. November weiter.
Am 16. Oktober sind Hermann Schulz und Ulrich Klan im Einsatz: Um 11 Uhr präsentieren sie ein neues Buch über Armin T. Wegner („Schriftsteller — Reisender — Menschenrechtsaktivist“). Dass Literatur-Liebhaber auch eine musikalische Seite haben können, wollen sie am 2. November beweisen: Gabriele Sander und Thomas Braus laden in die Barmer Musikhochschule ein. An der Sedanstraße stellen die beiden um 19.30 Uhr Musik-Gedichte vor. „Die Welt hebt an zu singen“, kündigt das Duo an.
Nicht sang- und klanglos untergehen möchte vermutlich Ulrich Land: Mit Blick auf den 100. Jahrestag des Titanic-Desasters präsentiert der Hattinger seinen Wuppertal-Titanic-Krimi um 19.30 Uhr in der Galerie Epikur, Friedrich-Ebert-Straße 152a.
Bevor die Reihe „Wuppertaler lesen aus ihren Lieblingsbüchern“ am 6. Dezember um 19.30 Uhr mit Uni-Rektor Lambert T. Koch fortgesetzt wird, nimmt Peter Jung im Literaturhaus Platz. Eines ist jetzt schon sicher: Es darf gelacht werden, denn der Oberbürgermeister greift zu Gabriel Chevalliers humoristischem Roman „Clochemerle“. Chevallier schildert eine Kleinstadt im Jahr 1923, in der der geplante Bau einer Bedürfnisanstalt die Gemüter erhitzt. Was dem OB daran so gefällt, verrät er am 22. November ab 19 Uhr.