Theater: Gute Ideen vor leeren Stühlen
Diskussion über die Chancen des Schauspiels mit Intendanten, Dramaturgen und Journalisten lockte nur wenige Besucher.
Wuppertal. „Das Theater und seine Identität in den Städten von morgen” lautete die ambitionierte Überschrift über einer Podiumsdiskussion, zu der sich am Fronleichnamstag der Wuppertaler Schauspielintendant Christian von Treskow, die Festspielintendantin Elisabeth Schweeger aus Hannover, der Dramaturg und Journalist Frank Raddatz aus Berlin und der Dramaturg Tilman Raabke aus Oberhausen im Opernhaus trafen.
Trotz der Moderation von Karin Fischer vom Deutschlandradio, die viele Impulse setzte und wohl unvermeidlich auch das Motiv der „Pleitestadt” Wuppertal bemühte, fiel es der Runde sichtlich schwer, sich zum Thema zu positionieren. Man müsse vor allem entscheiden, ob man sich seiner Umgebung öffnen und auf die Stadt, in der man arbeitet, eingehen will oder ob man in seinem Theater „macht, was man am besten kann”, beschrieb Christian von Treskow die Ausgangslage.
Er hat sich in Wuppertal dafür entschieden, auf die verschiedenen Gruppen in der Stadt zuzugehen. Projekte im Zusammenhang mit der Zuwanderungsgeschichte von Bürgern der Stadt und spezielle Aktivitäten für Jugendliche sind dafür Beispiele. Seine Erfahrung mit jungen Menschen: „Theater ist beliebt, solange man selbst auf der Bühne steht, und wird schwierig, wenn man im Publikum sitzen soll.”
Dabei liege der besondere Reiz des Theaters darin, dass man für kurze Zeit eine Gegenwelt erleben kann, die mit der realen Umwelt nur vermittelnd zu tun habe, warb der Wuppertaler Intendant für sein Schauspiel.
Auch für Elisabeth Schweeger spielt die Jugend eine wichtige Rolle für die Zukunft der Theater. „Wenn ich nicht an der Jugend arbeite, habe ich morgen kein Theater mehr und auch kein Publikum. Da sind mir alle Mittel recht”, sagt sie.
Angesichts der Tatsache, dass sich zu diesem Thema bei einer landesweiten Veranstaltung im Rahmen des NRW-Theatertreffens nur rund 30 Zuhörer einfanden, drängt sich die Frage auf, ob sich die Theatermacher wirklich noch so sicher fühlen oder schon aufgegeben haben. Wer sich trotz des Feiertages ins Opernhaus bemüht hatte, wurde unter anderem belohnt mit der Beschreibung von zwei „albern anarchischen, kindhaft-lustvollen” Projekten des Theaters Oberhausen durch Tilman Raabe und der Information, dass „ein Pferd kein Pferd spielen kann”.