Tonleiterkonzert: Nur Musik von Komponistinnen
Bei der dritten Auflage der Konzertreihe wurde nur Stücke weiblichert Musiker gespielt.
Wuppertal. Komponistinnen hatten es früher schwer, sich durchzusetzen. Fanny Hensel (1805-1847), die ältere Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys, wurde von ihrer Familie eine musikalische Laufbahn verboten. Erst 1965 wurde ihr Gesamtwerk aus dem Familienbesitz der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ überlassen. Clara Schumann (1819-1896) schrieb Musik wohl hauptsächlich, um ihrem Gatten Robert Schumann zu gefallen. Neben diesen beiden berühmten Beispielen gab es viele andere, die aus gesellschaftlichen Gründen kaum berufliche Perspektiven in der Musik hatten. Erst Ende des letzten Jahrhunderts begann die Forschung, sich intensiv mit Komponistinnen auseinanderzusetzen.
Heute bilden die Damen der Schöpfung zwar immer noch eine Minderheit im musikalisch-kreativen Schaffen. Doch sind sie anerkannt und respektiert. Und ihnen war das dritte und letzte Konzert der Reihe „Tonleiter“ im fast ausverkauften Pavillon des Skulpturenparks Waldfrieden gewidmet. Sieben kammermusikalische Werke von sechs Frauen unter-schiedlicher kultureller Herkunft — die Älteste Jahrgang 1923 — wurden vorgestellt: Gespielt wurden Stücke von Ursula Mamlok, Chin Un-suk, Hannah Lash, Elena Kats-Chernin, Isabel Mundry und Helen Grime.
Sehr unterschiedlich sind die Musiksprache und die Kompositionstechniken der Musikerinnen aus aller Welt. Spannung und Entspannung als Kontraste, schwungvolle Ausgelassenheit, Klangfarbenreichtum oder hohe Emotionalität waren in den unterschiedlichsten Fassungen für Soloklavier, Trio-, Quartett- und Quintettbesetzungen zu erleben.
Solch eine musikalische Vielfalt war in der ehemaligen BRD einmal anders, als eine mächtige avantgardistische Komponistengruppe nicht mit allen Musikstilen einverstanden war. Manche von ihnen hätten sicher bei einigen an diesem Abend präsentierten Stücken die Nase gerümpft. Diese kreative Einengung war ein Grund, warum der 2012 gestorbene weltberühmte Komponist Hans Werner Henze 1953 nach Italien auswanderte.
Doch auch diese Zeit ist mittlerweile vorbei. Es waren die Geigerinnen Ulrike Nahmmacher und Nina Popotnig sowie Klarinettist Gerald Hacke vom Sinfonieorchester Wuppertal, Bratschistin Nora Niggeling, ferner die Professorinnen Susanne Müller-Hornbach (Cello) und Florence Millet (Klavier) von der hiesigen Musikhochschule, die das abwechslungsreiche Programm erstklassig zu Gehör brachten. Sie überzeugten mit einem tief ausgeloteten Zugang zu den teils komplexen Tonschöpfungen und sorgten so für spannende Darbietungen. Resultat war dementsprechend ein lang anhaltender, begeisterter Schlussapplaus.