Tony Lakatos zaubert im "Nachtfoyer"
Wuppertal. Konzert bis nach Mitternacht - kein Thema für eingefleischte Wuppertaler Jazz-Fans. Zumindest nicht, wenn ein so bekannter Saxofonist wie Tony Lakatos angekündigt ist.
Ins letzte, sehr gut besuchte "Nachtfoyer" der Saison hatte der ungarische Jazzer Mitspieler aus der hr-Big Band (Axel Schlosser/Trompeten und Thomas Heidepriem/Bass) mitgebracht und Drummer Hendrik Smock ins Boot geholt. Eigens aus Ungarn eingeflogen war Pianist Kalman Olah.
Wer noch in Erinnerung hatte, wie Lakatos 2006 im Café Ada sein damals neuestes Album "Gipsy Colours" vorstellte, suchte die "Zigeunerfarben" am Samstag vergebens: Seine eigenen Kompositionen, von denen es einige bereits ins "Real Book", in die Bibel des Jazz, geschafft haben, zeichnen sich aus durch melodiebetonte Linien, meist von den beiden Bläserstimmen vorgestellt. Was Lakatos aber an Improvisationen über die Themen zaubert, das ist schon gewaltig.
Dazu gehören rasende Skalen, kickernde und heisere Töne bis in höchste Tenor-Saxofon-Gefilde und eine weit ausholende "Rede" mit Einwürfen, Ausflüchten, Bestätigungen und Wiederholungen. Axel Schlosser fällt dagegen mit seinen Soli anfangs etwas ab - zumindest, was die kreative Gestaltung der improvisierten Parts angeht. In seiner eigenen Komposition "The dark hours" aber, einer sanften Chill-out-Ballade, zeigt er sein Können in Sachen Tongestaltung und innigem Piano-Spiel. Auch Pianist Kalman Olah steuert eine Komposition bei, die mit dem Thelonious Monk-Award ausgezeichnet ist: "Always" ist ein vielschichtiges Werk mit krauser, kreativer Linienführung der Instrumente.
Wie versonnen klimpert der Pianist seine Soli über dem treibenden Grund von Bass und Drums, bis er seine ganz eigenständige Sprache gefunden hat. "Dark passengers" von Tony Lakatos beschließt den anregenden Jazz-Abend: Aus eintönigem Rhythmus und unbestimmt suchenden Bläsertönen schält sich nach und nach mit einigem Witz energiegeladene, atemlose Musik: Da ist er wieder, der alte Lakatos, wie man ihn kennt. vp