Warum Wuppertal?
Bildband „Wuppertal übt eine große Faszination auf mich aus“
INTERVIEW Holger Klaes’ neuer Bildband „Wuppertal. Porträt einer Stadt“ legt den Fokus auf die schönen Facetten.
Holger Klaes’ neuer Bildband „Wuppertal. Porträt einer Stadt“ zeigt die Stadt im Bergischen Land von ihrer facettenreichsten Seite.
Holger Klaes: Wuppertal ist meine Geburtsstadt, auch wenn ich in Radevormwald-Dahlerau aufgewachsen bin. Ich habe später lange in Wuppertal gelebt, bevor es mich aus familiären Gründen vor etwa 17 Jahren nach Wermelskirchen zog. Trotzdem bin ich Wuppertal-affin geblieben und komme gerne zurück in meine alte Heimat, in der sich in den letzten Jahren viel Positives getan hat. Seien es die Großprojekte Nordbahntrasse und neuer Döppersberg oder der wiederentdeckte Nordpark und der Gaskessel in Heckinghausen.
Wie viel Zeit haben Sie benötigt, um ein so umfangreiches Werk zu fotografieren?
Klaes: Unter normalen Umständen hätte ich vermutlich zwei Jahreszyklen bis zur Fertigstellung benötigt. „Wuppertal. Porträt einer Stadt“ ist aber mein vierter Bildband, den ich seit den 1980er Jahren über Wuppertal veröffentlicht habe. Erst vor zwei Jahren habe ich einen Suchbildband herausgegeben, der die Stadt in 60 Fotos mit versteckten Fehlern zeigt. Im letzten Jahr ist mein Wuppertal Memo mit 40 Motiven erschienen und seit 2014 publiziere ich je einen Wuppertaler und einen Schwebebahn-Kalender, die jedes Jahr aktueller Fotos bedürfen. Trotz großem Fundus ist weit mehr als die Hälfte in den letzten zwölf Monaten entstanden.
Wie gehen Sie strategisch bei Ihrer fotografischen Arbeit vor? Wuppertal ist flächenmäßig gesehen recht groß…
Klaes: Bei Bildbänden finde ich die Einteilung nach Stadtteilen sinnvoll. In Wuppertal bietet sich als roter Faden der Lauf der Wupper mit der Schwebebahn von Oberbarmen bis Vohwinkel, also von Ost nach West, an. In dessen Verlauf folgen Sprünge rechts und links der Wupper bis auf die Höhen und in die Quartiere, bei denen ich versuche, die jeweiligen Stadtteile nicht zu verlassen. Sobald der Aufbau steht, erstelle ich eine Motivliste. Und ich berate mich mit meiner langjährigen Autorin Gisela Schmoeckel.
Nach welchen Kriterien werden Motive ausgewählt?
Klaes: In erster Linie werden natürlich Sehenswürdigkeiten berücksichtigt und drum herum Fotos aufgenommen und ausgewählt, die in Bildsprache und möglichst geografisch zueinander passen. Dies können gleichermaßen Baudenkmäler, Architektur, Landschaften wie Veranstaltungsorte sein.
Ihr Stadtporträt vermittelt ein sehr positives Bild von Wuppertal. Was ist denn mit den „Schmuddelecken“?
Klaes: Jede Stadt hat ihre Schmuddelecken. Meine Aufnahmen sollen aber Lust auf eine Entdeckungsreise machen und nicht abschrecken. Ich hoffe mit meiner Veröffentlichung einen bescheidenen Beitrag für ein positiveres Erscheinungsbild der Stadt leisten zu können.
Was macht Wuppertal neben der Schwebebahn und dem Zoo aus?
Klaes: Die Stadt verfügt über tolle Kulturangebote mit herausragenden Veranstaltungsstätten wie dem Opernhaus oder der Historischen Stadthalle auf dem Johannisberg. Daneben gibt es eine Vielzahl privater Theater, die bereits Kultstatus erreicht haben. Wuppertal besitzt zudem mit dem Von der Heydt-Museum eines der bedeutendsten Museen im Rheinland. Das weltberühmte Tanztheater Pina Bausch wirkt ebenso in Wuppertal wie Tony Cragg, einer der bedeutendsten Bildhauer unserer Zeit. Aber das sind nur einige Beispiele.
Was trägt Ihr Bildband zum kulturellen Aspekt bei?
Klaes: Mein Bildband soll zum positiven Image der Stadt beitragen. Er ist zweisprachig und somit auch für ausländische Besucherinnen und Besucher interessant. Auch Einheimische können dort ihnen bisher Unbekanntes entdecken, beispielsweise das auf der Hardt wieder eröffnete Missionsmuseum oder die wunderbaren Parkanlagen der anderen Stadtteile. Ein Besuch des Barmer Nordparks ist insbesondere zur Narzissenblüte lohnenswert. Vielleicht gehört Wuppertal nicht zu den schönsten, aber zumindest doch zu den interessantesten Städten Deutschlands.
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