Kultur Vom Hygienemittel bis zum breiteren Gang
Die Coronakrise hat die Kulturschaffenden arg gebeutelt – die Soloselbstständigen genauso wie die Mitarbeiter in freien Einrichtungen.
Die Coronakrise hat die Kulturschaffenden arg gebeutelt – die Soloselbstständigen genauso wie die Mitarbeiter in freien Einrichtungen. Der Bund hilft mit Überbrückungshilfen, für die Kultur hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (MdB) das Programm „Neustart Kultur“ aufgelegt. In Wuppertal informiert seit Sommer 2020 eine Arbeitsgruppe über konkrete Förderprogramme für Institutionen, tauscht sich aus und unterstützt bei der Antragsstellung. Ihr gehören Vertreter von Loch, Kinder- und Jugend-Theater, Insel Verein, Bürgerbahnhof Vohwinkel, Immanuelskirche, IBZ, Färberei, K4 Theater, Utopiastadt und Börse an. Einiges wurde seither auf den Weg gebracht.
Das Eine-Milliarde-Euro Kulturförderungsprogramm Neustart soll Kultureinrichtungen wie Museen, Ausstellungshallen, Gedenkstätten, Veranstaltungsorten für Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen sowie soziokulturellen Zentren und Kulturhäusern helfen, den Kulturbetrieb und die kulturelle Infrastruktur dauerhaft zu erhalten. Kurzfristig in der Coronakrise wenn es um Schutzmaßnahmen geht, aber auch langfristig, wenn zum Beispiel Lüftungsanlagen finanziert werden. Die einzelnen Programme wurden von Kulturverbänden, Kulturfonds, der Kulturstiftung des Bundes und der Länder entwickelt, die auch über die Vergabe entscheiden.
Koordinator des Wuppertaler Arbeitskreises ist Lukas Hegemann, Geschäftsführer der Börse. Von dem Investitionsprogramm, das im letzten Jahr in zwei Phasen aufgelegt worden sei, habe sein Kommunikationszentrum an der Wolkenburg vor allem kleinere Dinge wie Hygienemittel, Plexiglaswand, aber auch Streamingtechnologie angeschafft und später einen Gang verbreitert, berichtet er. Bauliche Veränderungen hätten auch der Insel Verein im Ada und das Loch beantragt, das Immanuelszentrum seinen Büroanbau erschlossen hat.
Förderung vor allem kleinerer und mittlerer Kultureinrichtungen
Im Oktober bot Neustart dann in einer zweiten Runde auch Unterstützung für Kulturprogramme. Die Börse hat entsprechende Anträge für Veranstaltungen in diesem Jahr gestellt, so Hegemann, die Gelder seien teilweise bewilligt worden, teilweise noch nicht. Da die Künstler erst auftreten wollen, wenn wieder Publikum erlaubt ist, weil das Interesse an gestreamten Auftritten stark abgenommen hat – fällt das im Moment nicht ins Gewicht.
Neustart hat vor allem kleinere und mittlere Kultureinrichtungen im Blick, deren Erhalt gesichert und Wiedereröffnung ermöglicht werden soll. Unterstützt werden mit dem Programm Institutionen mit mindestens einer oder einem Angestellten. Das Gesamtpaket besteht aus vielen kleinen Programmen. Mit dabei sind z.B. die Gema, der Theater-Technikverband, die Musikinitiative oder der Bundesverband Sozialkultur. Unterstützt vom Kulturbüro helfen sich die Wuppertaler gegenseitig, um in den verschiedenen Töpfen das jeweils Passende zu finden. Jeder Verband hat eigene Vorgaben, Anträge und Gewichtungen. „Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen. Dass man sein Wissen teilt, heißt ja nicht, dass der Einzelne weniger bekommt“, so Hegemann.
Pro Antragstellung gibt es einen Betreuer. Die Gelder fließen, aber langsam, denn die Hürden der Bürokratie sind hoch. „Wir haben unter Hygienemaßnahmen im Sommer in der Börse gespielt, dafür investiert, doch das Geld war damals noch nicht da“, erinnert Hegemann. Das Problem war, dass diesmal alles im Vorfeld des Antrags belegt werden musste. Ansonsten hieß es, einen Antrag stellen, Geld bekommen und später abrechnen. Diese Prüfung vor dem Kauf war eine größere Hürde.
Dennoch war das Projekt Neustart Kultur hilfreich, rund 250 000 Euro sind inzwischen nach Wuppertal geflossen. „Auch der Kulturstärkungsfond NRW ist für die freien Häuser eine Hilfe“, betont Hegemann. Auf Einladung des Deutschen Kulturrates trafen sich die Mittel vergebenden Fonds, Verbände und Stiftungen Anfang Februar zum vierten Mal zum Erfahrungsaustausch. Seit Mai 2020 wurden über 1200 Anträge mit 27, 5 Millionen Euro gefördert.
Und wie geht es weiter?
Monika Grütters will eine weitere Neustart-Milliarde zu „spendieren“. Außerdem, führt Hegemann aus, seien die Überbrückungshilfen schon aufgebraucht, müsse überlegt werden, wie es perspektivisch 2021 weitergehe.