Musik Musik für zwei Gitarren: „Das geht nur mit Bauchgefühl“

Unter dem Titel ‚in2ition‘ zeigen sie eindrucksvoll die vielfältigen Möglichkeiten zweier klassischer Gitarren auf allerhöchstem Niveau.

Sören Alexander Golz (l.) und Ivan Danilov kennen sich seit ihrem Studium an der Musikhochschule Wuppertal.

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Die beiden jungen Musiker Sören Alexander Golz und Ivan Danilov haben ihre zweite CD herausgebracht. Unter dem Titel ‚in2ition‘ zeigen sie eindrucksvoll die vielfältigen Möglichkeiten zweier klassischer Gitarren auf allerhöchstem Niveau. Die Werkauswahl von Händel und Bach über Grieg und Bartók wird kontrastiert mit zeitgenössischen Kompositionen. Was Golz und Danilov ihren Saiten entlocken ist technisch perfekt und gleichzeitig von viel Emotion getragen.

„Wir wollen unser Repertoire erweitern und sind immer auf der Suche nach Stücken, die sich eignen, für zwei Gitarren umgeschrieben zu werden. Das geht oft nur mit dem Bauchgefühl“, sagt Sören Golz und erklärt so auch den Titel der CD, in der die Intuition ebenso eine Rolle spielt, wie die Zahl zwei.

Die beiden kennen sich seit Beginn ihres Studiums an der Musikhochschule Wuppertal. Seit 2013 sind sie als Duo unterwegs. „Ausnahmetalente starten durch“ titelte unsere Zeitung vor vier Jahren. Inzwischen haben Sören Golz und Ivan Danilov ihr Master-Studium längst beendet, haben ihr Gitarrenspiel perfektioniert, komponieren und schreiben klassische Stücke für ihr Instrument um.

Die Suite No.5, die Georg Friedrich Händel für Cembalo schrieb, überzeugt in der Bearbeitung von Golz mit feinem Dialogspiel der beiden Gitarren und verträumten Melodiepassagen. Die Variationen von großer musikalischer Ausdruckskraft klingen wunderbar lebendig. Als spannender Kontrast zur Barockmusik wirkt das Stück ‚Jongo‘ des brasilianischen Komponisten Paulo Bellinati. Eines der populärsten Stücke echter klassischer Gitarrenliteratur. Im temperamentvollen Spiel mit perkussiven Elementen beweisen die Gitarristen viel Gefühl für Rhythmus und Harmonie.

Ein poetisch und verträumt klingendes Wiegenlied

Zart, poetisch und verträumt lassen sie ein Wiegenlied erklingen, das aus der Sammlung von lyrischen Stücken des Norwegers Edvard Grieg für Klavier Solo stammt.

In seinem Werk ‚Mikrokosmos‘ schrieb der ungarische Komponist Béla Bartók 153 Miniaturen für Klavier. Sören Golz und Ivan Danilov hörten sie alle an und entschieden sich für fünf, die sie für ihr Instrument bearbeiteten und die nun in einem wunderbar emotionalen Dialogspiel mit rasant wechselnden Tempi auf der CD zu hören sind.

Bei klassischer Gitarre darf auch Johann Sebastian Bach nicht fehlen. GolzDanilov wählten das Trio G-Dur, das Bach ursprünglich für Cembalo und zwei Gamben komponiert und später für Orgel umgeschrieben hat. Letztere Version transkribierte Golz zu einem zauberhaft leichtfüßigen Stück.

Zwei weitere Werke von zeitgenössischen brasilianischen Komponisten sorgen wiederum für Kontraste: Das ‚Garoto Medley‘, arrangiert vom bekannten Gitarristen Sergio Assad, und der melancholische Walzer ‚Saudosa‘ von Mauricio Carrilho, im spannenden fünfviertel Takt.

Krönender Abschluss der CD ist eines der wenigen Originalwerke für zwei klassische Gitarren. Der kaum bekannte Mauro Giuliani war einer der glanzvollsten Gitarrenvirtuosen des 19. Jahrhunderts. Seine ‚Grand Variazioni Concertanti‘ stellen hohe Anforderungen, die das Duo Golz und Danilov brillant und mit absoluter Präzision meistert. „Das ist das Fitnessstudio für Gitarristen“, sagen die beiden und lachen.

Beide Gitarristen spielen auf hochwertigen, heute raren Instrumenten des Gitarrenbauers Thomas Humphrey, Modell Millennium von 1993/1995. Auf der gesamten CD ist kein einziges Rutschen der Finger auf den Saiten oder Bünden zu hören. Die technisch perfekte Aufnahme wurde in einem Gemeindehaus im der Nachbarstadt Schwelm aufgezeichnet. Auch die dortige Akustik trägt zum Hörgenuss bei. 

Das neue Album wollten die Musiker beim Gitarrenfestival in Weisenheim vorstellen. Das konnte allerdings nur ohne Publikum geschehen. Das Album-Release ist auf Youtube zu sehen.