Launige Löwen: Hormonstau in der gefährlichsten Katzen-WG

Die Wuppertaler Löwen-WG ist hormonell bedingt ruhiggestellt. Schon bald dürfte sich das ändern – und Nachwuchs folgen.

Wuppertal. Scheinbar regungslos wandert Shawanos Blick durch das Gehegen. Ab und zu blinzelt er mit den Augen, während er die Umgebung mustert. Hier ist nicht viel los. Alles ruhig. Es ist 10 Uhr - für ihn noch viel zu früh am Morgen, um richtig aktiv zu werden. Löwen bevorzugen dafür die Dunkelheit. Knapp 20 Stunden am Tag verbringen er und seine zwei weiblichen sowie zwei männlichen Mitbewohner daher im Wuppertaler Zoo mit schnödem Schlaf.

Leicht erhöht liegt Shawano auf einem großen Felsen. Seinem Felsen. Schließlich ist er hier der Chef. Seine beiden Brüder Tamo und Massino müssen mit dem sandigen Boden vorlieb nehmen. Knapp ein Jahr lang hat der Machtkampf zwischen den drei Löwen angedauert, aus dem der ängstliche Massino als Verlierer hervorgegangen ist. Löcher in seinem Fell am Gesäß zeugen von Prankenhieben und Bissen, die er währenddessen hat einstecken müssen. Doch das sei normal, sagt Zoo-Kurator André Stadler. Die Zusammenführung der drei Löwen-Brüder aus Münster und der zwei Löwinnen aus Wuppertal sei rückblickend ohne wirklich brenzlige Situationen verlaufen.

Doch schon bald könnte die Lethargie im Löwenhaus ein Ende haben. Schuld daran sind die Hormone. Um Stress im Käfig zu vermeiden, bekamen die zwei Damen kurzerhand Empfängnisverhütungsmittel verschrieben. Deren Wirkung wird jedoch im Winter oder kommenden Frühjahr nachlassen. Genauer kann man das nicht einschätzen.

Mit Glück gibt es dann bald Löwennachwuchs. "Die Löwenzucht ist relativ problemlos", sagt Stadler. Es gebe damit in den Zoos schon langjährige Erfahrungen. Allein im Wuppertaler Zoo seien schon mehrere Dutzend Löwenbabys zur Welt gekommen.

Spätestens im Alter von zwei Jahren wird der Nachwuchs die Eltern jedoch verlassen müssen. Dann ist er nicht mehr süß und tapsig, sondern geschlechtsreif und würde dem Vater die Herde streitig machen. Ein Konflikt, der blutig enden würde.

Ohne die Besucher, die durch Tigerbaby Tschuna in den Zoo gelockt wurden, wäre die diesjährige Bilanz ein Desaster. Wie berichtet sind 10 Prozent, rund 100000 Besucher weniger, gekommen. Schuld daran seien die Ausfälle der Schwebebahn. Bisher stand sie in diesem Jahr etwa 18 Wochen lang still. Viele Touristen, die 50 Prozent der Gäste ausmachen, verbinden eine Schwebebahn-Fahrt mit dem Zoobesuch.