Kultur Literaturhaus Wuppertal ist finanziell und vor allem personell in Not
Wuppertal · Mitstreiter mit eigenständigen Ideen für Verein und Programm gesucht.
Plakate werben derzeit für einen Auftritt des Soundpoeten Mitch Heinrich in der Zentralbibliothek. Das Logo des Veranstalters zeigt ein stilisiertes Haus, sein Dach weist wie ein Pfeil frohgemut nach oben. Das Literaturhaus Wuppertal steht einigen Terminen des literarischen Lebens im Tal – sorglos ist es nicht: Der Verein selbst spricht von einer „Krise“.
Im Mai war man dezidiert auf die Suche nach Unterstützung gegangen – finanzieller, besonders auch personeller Art. Um dem eigenen Namen gerecht zu werden, hieß es in Mails an dem Metier Verbundene, wäre es wichtig, zu wachsen. „Gerade dieser Widerspruch zwischen dem, was ist und mit dem vorhandenen Engagierten weiter umgesetzt werden kann, und dem, was sinnvoll und schön wäre, der schwächt und zerreißt uns und mich momentan“, hatte der Vorsitzende, Matthias Rürup, mit einiger Dringlichkeit formuliert.
Einschränkung der Aktivität gab es im Vorstand teils aus privaten Motiven, und Birte Fritsch, einst Koordinatorin des Lasker-Schüler-Jahrs, ist berufsbedingt nach Berlin gezogen. Rürup selbst ist Dozent an der Bergischen Universität und dort stark eingespannt. Die reduzierte Vorstandsstärke, stellt er fest, „können wir nicht durch die Anwesenden kompensieren“.
An der Orts-Situation liegt der missliche Befund wohl nicht – also am Fehlen einer baulichen Zentrale: Zwar hatte man die angestammte Adresse der Haspel-Häuser verlassen, als dort „Wuppertal Marketing“ auszog, an das der Verbleib gekoppelt war. Doch fand sich schnell eine Lösung: Im Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium kann der Verein regelmäßig einen Raum für Termine nutzen, in der Zentralbibliothek hat er seine Meldeadresse. Für Veranstaltungen gab es Kooperationen von Citykirche bis Taltontheater.
Der Verein selbst
spricht von einer „Krise“
Was denn auch ein Schlaglicht aufs eifrige Tun des Literaturhauses wirft: Den bekannten Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil konnte man im Januar für eine Lesung in der Citykirche gewinnen, nachdem er bei einem Schreibseminar an der Uni seine Aufwartung gemacht hatte. Zu den traditionsreichen Werkstattgesprächen bergischer Autoren des „Verbands deutscher Schriftsteller“ trat bisher zweimal das Großformat „Literatur in der Stadt“, das einmal den Laurentiusplatz, einmal den Barmer Rathausvorplatz komplett bespielte - mit Lesungen bis zum Buchhändler-Talk.
Vielleicht ist die treibende Rolle des Vereins nicht immer so augenfällig: Abe auch hinter einer Reihe wie „Literarische Teezeit“ im Skulpturenpark steht das Literaturhaus.
Im Gespräch mit Rürup sowie Vorstandsmitglied Kirsten Marter-Dumsch wird schnell klar, dass der Verein sich keineswegs vorwerfen lassen muss, nicht in Außenwirkung zu investieren: Die Homepage (www.literaturhaus-wuppertal.de) wurde komplett neu angelegt: Ansprechend erklärt die Seite das Selbstverständnis „als Ideal und Agenda“ und bietet auch einen Blog samt Podcast-Beitrag. Und mag es auf Plakaten auch recht klein geraten: Auch das pfiffige Logo ist sicher gelungener Teil einer aktiven Selbstdarstellung.
Einleuchtend bei besagter Personalsituation: Mitstreiter suchen ist die Lösung fürs Konzept, mit dem man dem Problem zu Leibe rücken will – neben der Tatsache, dass jedes Mitglied mehr im Verein (natürlich) für die finanzielle Basis von Wert sei. Zum Teil geht es um helfende Hände für so Handfestes wie das Aufhängen von Plakaten in der Stadt – oder für den abendlichen Kartenverkauf: „Bei einer Veranstaltung zuletzt hatten wir niemanden, der den Einlass macht“, bemerken Marter-Dumsch und Rürup. Als erweitertes „Jobprofil“ freue man sich zudem besonders auf Leute mit eigenständigen Ideen für den Verein und sein Programm.
Wie dringlich man auf neue Unterstützer hofft, zeigt wohl die Veranstaltung am 3. Juli: Sie war mit dem Ziel geplant, Workshops von nah und etwas ferner zum literarischen Schreiben zusammen zu bringen. Das gilt auch weiterhin – doch der Austausch soll jetzt auch der Zukunft des Literaturhauses dienen, soll solche Literaturinteressierten ansprechen, die sich im Idealfall ein Mittun vorstellen können. Ob nun mit oder ohne „Haus“. Das Treffen am ersten Mittwoch im Juli findet um 19 Uhr in den Räumen des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums am Johannisberg statt.