Lokale SPD ist im Schulz-Rausch

Beim Jahresempfang des Unterbezirks Wuppertal haben die Landtags- und Bundestagskandidaten sich auf den Wahlkampf eingeschworen.

Foto: Stefan Fries

Die SPD ist voller Optimismus. Der füllte den Raum in der Alten Papierfabrik, wo sich knapp 200 Parteimitglieder und die Wuppertaler Politprominenz trafen, um sich auf den Wahlkampf in NRW und im Land einzustimmen.

Grund für die Euphorie und wichtigste Person im Raum war nicht der Gastredner Norbert Walter-Borjans, Finanzminister NRW, sondern der nicht anwesende Martin Schulz, SPD-Kanzlerkandidat und neuer Parteichef. Unterbezirksvorsitzender Heiner Fragemann erzählte in seinem Grußwort noch ganz angetan vom Bundesparteitag, bei dem er selbst anwesend war. „100 Prozent für Martin Schulz — das ist nicht real existierender Sozialismus, sondern eine unglaubliche Geschlossenheit.“ Die Stimmung erinnere ihn an 1972, an Willy Brand. „Das gibt uns wieder Selbstbewusstsein, das zeigt eine Alternative zur bestehenden Politik und sorgt für eine stärkere Politisierung“, sagte Fragemann. Er führte aus: „Alle acht Minuten tritt ein Mitglied in die SPD ein. Bei ’Parship’ verlieben sich die Paare nur alle elf Minuten.“ Das spüre man auch in Wuppertal. Hier gebe es seit Januar 80 neue Mitglieder in der Partei, sagte Fragemann auf Nachfrage. Das seien doppelt so viele wie in anderen Jahren.

Auch der Bundestagskandidat Helge Lindh, der zusammen mit Ingo Schäfer antritt, nannte Schulz einen „Bruder im Geiste“ — „Ich fühle mich zu Hause in dem, was er sagt.“ Für ihn ist er der richtige Kandidat zur richtigen Zeit. „Die Bürger spüren, dass viel auf dem Spiel steht: Unsere Demokratie“, mahnte er mit Blick auf die populistischen Kräfte von rechts.

Während Fragemann die Kandidaten Lindh und Schäfer als „Zukunftserfolgsmodelle“ ankündigte, nannte er die Landtagsabgeordneten Dietmar Bell, Andreas Bialas und Josef Neumann das „Erfolgstrio“ und „die Marke“.

Die drei, die seit 2010 im Landtag sitzen, sieht Fragemann als sichere Wiedereinzieher in das Düsseldorfer Parlament. Die erfahrenen Parlamentarier konnten deswegen auch auf Schulz-Anspielungen verzichten — sie sind sich selbst Zugpferd genug.

In einer kleinen Vorstellungsrunde wurden die drei deshalb auch nach ihren besonderen Erfolgsmomenten als Parlamentarier gefragt, danach, was sie für Wuppertal im Land erreicht hätten und was sie noch erreichen wollten.

Sie verwiesen zuvorderst darauf, dass sie ein gutes Team seien und sich gut ergänzten. Das zeigte sich in den Antworten, weil jeder andere Dinge nannte und die Liste der Erfolge und Vorhaben so an Länge gewann.

Bell sagte, er erinnere sich noch daran, dass zu Beginn seiner Amtszeit noch „Mehltau“ über der Stadt gelegen habe, man habe in der „Vergeblichkeitsfalle“ gesteckt — alles Anpacken hätte nichts gebracht. Heute dagegen sei Optimismus und Aufbruch in der Stadt zu spüren.

Bialas nahm das auf und verwies auf 1,5 Milliarden Hilfen aus dem Land, die man gemeinsam nach Wuppertal gebracht hätte. Stolz sei er vor allem auf das Geld für das Pina-Bausch-Zentrum — und las die SMS vor, die ihn über den positiven Bescheid informiert haben.

Für die Zukunft kündigte Bialas an, die Handlungsfähigkeit der Stadt zu erhalten. Bell möchte Wuppertal als Innovationsstandort erweitern, junge Menschen und Start-Ups anlocken. Josef Neumann griff die große Politik auf: „Wir stehen und kämpfen gegen Radikalisierung und Rechtsextremismus und zeigen klare Kante.“