24-Stunden-Lauf: Weis düpiert die Weltspitze
Der Wuppertaler Polizist gewinnt bei der WM in Bergamo die Silbermedaille.
Wuppertal. "Es passte einfach alles optimal zusammen", sagt Ralf Weis nach dem größten Erfolg seiner Läuferkarriere bescheiden. In Bergamo wurde der Wuppertaler Vize-Weltmeister im 24-Stunden-Lauf. Bereits im vergangenen Jahr sorgte der 49-Jährige für Schlagzeilen, als er beim traditionsreichen Spartathlon als Neuling den sechsten Platz belegte.
"Ich dachte eigentlich, dieser Wettkampf wäre nicht mehr zu toppen", sagt Weis, der erst vor drei Jahren mit den Ultra-Läufen angefangen hat und noch vergleichsweise unerfahren in dieser Branche ist.
Doch in Bergamo düpierte der Polizist fast die komplette Weltklasse. Nur der Schwede Henrik Olsson war mit 257,042 Kilometern nicht zu gefährden. "Dabei hatte ich auf Olsson lange Zeit überhaupt nicht geachtet", sagt Weis, der sich mit 244,492 Kilometern auf dem zweiten Platz festkrallte. Auch als in den letzten zwei Stunden die Kräfte schwanden.
Es waren härteste Bedingungen, die den 130 Männern und Frauen aus 28 Nationen zu schaffen machten. Mit 28 Grad im Schatten und etwa 35 Grad in der Sonne erwischten die Ultras einen heißen Tag. Hinzu kamen die Abgase einer stark befahrenen Straße in der Nähe des 1133 Meter langen Rundkurses. Und wer sich unter diesen Bedingungen übernahm, der wurde früher oder später bestraft.
So erging es auch einem Großteil der Favoriten. "Viele sind zu schnell angegangen, weil sie befürchteten, dass sie sonst den Anschluss verlieren könnten", sagt Weis, dem die deutsche Teamleitung einen defensiven Fahrplan verordnet hatte. Mit 6:43 Minuten pro Kilometer sollte der Deutsche, der erst im vergangenen Jahr ins Nationalteam berufen wurde, das Rennen angehen. "Ich habe mich total unterfordert gefühlt und wäre gerne schneller gelaufen. Aber im Nachhinein ist die Strategie voll aufgegangen."
Dabei wäre Weis bereits mit einer Platzierung zwischen Rang zehn und 20 zufrieden gewesen. Doch selbst davon schien er lange Zeit weit entfernt. Nach etwa 40Kilometern lag er nur an 110.Stelle. Als er gerade 60 Kilometer passierte, liefen andere schon jenseits der 70. "Gerade um die Mittagszeit sind einige unmenschlich schnell unterwegs gewesen."
Doch davon, was die Japaner, Franzosen, ein Russe und ein Däne an der Spitze veranstalteten, ließ sich der Deutsche nicht entmutigen. Zäh und beständig arbeitete er sich nach vorne, versorgte seinen Körper mit Bananen, Ananas, Studentenfutter, Power-Gel und Salztabletten immer wieder mit neuer Energie. Zudem trank er fast 20 Liter innerhalb von 24 Stunden.
Dennoch machte Weis nur drei kurze Pinkelpausen. Alles andere schwitzte er aus. Und als das "Favoritensterben" wegen Magen- und Kreislaufproblemen immer weiter ging, keimte plötzlich die Hoffnung auf einen der vorderen Plätze auf. Nach 20Stunden spekulierte Weis auf Rang vier, wenig später lief er schon um einen Platz auf dem Podest.
Und weil sich der Wuppertaler trotz Wadenproblemen und einer leichten Entzündung am Schienbein durchbiss, lief er auch noch mit der deutschen Mannschaft hinter Japan und Russland zu Bronze im Teamwettbewerb.