Bayer-Schwimmer sind in Rio dabei

Tobias Pollap und Hannes Schürmann gehen bei den Paralympics an den Start.

Foto: Stephan Schürmann

Wuppertal. Dass mit Tobias Pollap und Hannes Schürmann zwei Schwimmer und dazu mit Marion Haas-Faller eine Trainerin zu den Paralympics nach Rio fahren dürfen, darf für den Behindertenstützpunkt im Schwimmleistungszentrum Wuppertal als Auszeichnung gelten. Damit wirkt sich das Konzept von Bayer aus, die Behinderten-Schwimmsparte des TSV Bayer Leverkusen in die SG Bayer einzugliedern.

Dass Tobias Pollap dabeisein würde, war schon länger absehbar. Der 27-Jährige Hattinger, der schon in London 2012 gestartet und auch international bereits renommiert ist, hat in dieser bisher sehr starken Saison alle Rio-Normen des Deutschen Behindertensportverbands erfüllt.

Für den 18-jährigen Hannes Schürmann, der nur die Mindestnorm geschafft hat, kam die Nominierung dagegen unverhofft. Er wurde zunächst als Ersatz nominiert, weil mit Sebastian Iwanow der namhafteste Bayer-Schwimmer wegen gesundheitlicher Probleme absagen musste. „Der Bundestrainer hat mit ihm nach den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften Ende Juni gesprochen, dass er die Chance hat, mitzufahren. Seitdem hat Hannes sehr intensiv trainiert, auf den eigentlich geplanten Urlaub verzichtet“, berichtet sein Vater Stephan Schürmann.

Wie für Pollap hieß es zum Teil zweimal täglich Training, Wettkämpfe, Lehrgänge und Trainingslager. Schürmann konnte sich zuletzt voll auf das Schwimmen konzentrieren, weil er im Sommer sein Fachabitur gemacht und erst vergangene Woche seine Ausbildungsstelle als Bürokaufmann bei der Bayer-Tochter Currenta angetreten hat. Da gab es gleich die Freistellung für Rio.

Fünf der normal neun wöchentlichen Trainingseinheiten von Hannes Schürmann finden übrigens im Leistungszentrum auf Küllenhahn statt, wo er teilweise parallel mit den Nichtbehinderten schwimmt. Bei Student Pollap, sind es zwei.

Beide leiden an einer spastischen Lähmung. Während bei Hannes Schürmann die rechte Körperhälfte betroffen ist — beispielsweise kann er den Arm nur bis Schulterhöhe hochziehen - ist es bei Pollap die linke. Beide treten in der Startklasse 7 an (Schadensklassen von 1/schwer bis 10/leicht) und sind die einzigen NRW-Schwimmer im 13-köpfigen deutschen Rio-Kader.

Während Pollap, der über 50 und 100 m Freistil, 50 m Schmetterling, 100 m Brust und 200 m Lagen an den Start geht, zuzutrauen ist, in die Nähe der Medaillenränge zu schwimmen, wäre für Schürmann bereits eine Finalteilnahme bei einem seiner Starts auf sogar sechs Strecken ein Riesenerfolg. „Er will vor allem Erfahrung sammeln“, sagt sein Vater. 2012 war er im para-olympischen Jugendlager in London noch als Zuschauer dabeigewesen. Nun als Aktiver ist das sicher ein noch intensiveres Erlebnis.