Handball BHC-Hüne Baena forscht für sichere Tore

Ein Anti-Kipp-System ist Gegenstand seiner Doktorarbeit und international anerkannt.

Rafael Baena beim Gewichte-Stemmen. Gewichte spielen auch bei seinem Anti-Kipp-System für Tore eine entscheidende Rolle.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Rafael Baena ist beim Bergischen HC vor allem für eines bekannt: Sobald der Spanier am Kreis den Ball erhält, verwandelt er zumeist sicher. Das ist seine Aufgabe beim Handball-Bundesligisten. Um das Thema Sicherheit im Handball dreht es sich bei dem 36-Jährigen derzeit aber auch abseits des Feldes. Der Kreisläufer schreibt seine Doktorarbeit über ein neues System, bei dem die Tore nicht mehr kippen können. Es ist zur Herzensangelegenheit für ihn geworden.

„Vor einem Jahr bin ich das erste Mal mit dem Thema konfrontiert worden“, erinnert sich Baena. „Ich hatte mein Wirtschaftsdiplom in der Tasche und wollte meinen Doktor machen.“ An der Universität im spanischen Murcia hat der Sportler das Forschungsprojekt kennengelernt. „Es war perfekt für mich, denn im Handball kenne ich mich aus.“

Beim Futsal, einer Hallenfußballvariante, war das patentierte Anti-Kipp-System mit dem Namen „Tutigool“ bereits anerkannt. Die Handballregeln schrieben aber nach wie vor eine feste Verankerung im Boden oder an der Wand vor. „Das Problem ist, dass gerade bei den Kleineren die Tore eben nicht regelmäßig verankert werden“, erläutert Baena. „Wenn zum Beispiel in der Halle quer gespielt wird, fehlen die Befestigungslöcher im Boden.“ Die Folge: Die Tore bleiben ungesichert. Spielen die Kinder zu wild, besteht Kippgefahr. „Es kommt auch vor, dass die Befestigungslöcher rosten. Auch dann ist das Risiko hoch.“

Gegengewichte aus Kautschuk
können Leben retten

Wie das enden kann, weiß Baena inzwischen: „In Deutschland wird jährlich ein Kind fast von einem Tor erschlagen. In Spanien sind die Zahlen ähnlich.“ Das Engagement des Löwen-Kreisläufers ist also nicht nur vom für 2021 anvisierten Doktortitel getrieben, er möchte auch Leben mit der Verbreitung des Systems retten.

Die Idee ist einfach. Am hinteren Teil des Gestänges werden Gegengewichte aus unbrennbarem Kautschuk, die das Kippen verhindern, angebracht. „Selbst wenn man als Erwachsener an der Latte versucht, das Tor nach vorne zu kippen, gelingt dies nicht“, sagt Baena. „Es verschiebt sich dann komplett über den Boden.“ Das bietet im Vergleich zur festen Verankerung sogar den Vorteil, dass das Tor bei einer Kollision nicht starr stehenbleibt, sondern nachgibt. „Das Verletzungsrisiko wird dadurch gemindert.“

Die Zulassung der Internationalen Handballföderation (IHF) hat Baena mit seinem Forschungsteam inzwischen erwirkt. Die Tore dürfen bei allen Wettkämpfen verwendet werden. Baena brachte die Gehäuse Ende Juni nach Deutschland, um sie bei den Lübecker Handballtagen zu testen. Im Anschluss hat der VfL Lübeck-Schwartau sein Testspiel gegen Rekordmeister THW Kiel sogar mit den Toren absolviert.

„Mein Plan ist, sie abzuholen und in Solingen zu installieren. Die Teams des Bergischen HC sollen dann damit trainieren“, sagt Baena. Die Meinungen zu dem System trägt der Spanier zusammen und nutzt sie für seine Forschungsarbeit. Und irgendwann, so der Wunsch, sollen die Tore überall zu finden sein.