Bowler Andreas Schwarz hat den richtigen Dreh
Der Wuppertaler Andreas Schwarz gehört zu den erfolgreichsten deutschen Spielern der Gehörlosen.
Wuppertal. Von Geburt an zu 100 Prozent schwerhörig zu sein, hat Andreas Schwarz nicht daran gehindert, ein ganz normales Leben zu führen.
Dazu gehört für ihn auch der Sport — und das mit großem Erfolg: Der gebürtige Wuppertaler zählt zu den besten Bowling-spielern in ganz Deutschland.
Seit er in einer Freizeit mit Freunden im Jahre 2000 Bowling für sich entdeckt hat, hat der heute 39-Jährige sein Können immer weiter verbessert.
2005 wurde er in die deutsche Nationalmannschaft der Versehrten berufen. So startete er schon bei den Deaflympics, den Olympischen Sommerspielen für Gehörlose, in Australien und in Taiwan und bei den Bowling-Europameisterschaften der Gehörlosen in Griechenland und in der Schweiz. 52 Länderspiele hat er bislang absolviert.
Seit 2011 spielt Schwarz im Ligabetrieb für die Gehörlosen-Kegel-Gemeinschaft Mannheim und gleichzeitig bei den Ten Pins Rainbow, dem einzigen Wuppertaler Verein, der nicht dem Betriebssport angeschlossen ist.
Dort ist er mittlerweile Mannschaftskapitän des Verbandsliga-Teams. Auch im Betriebssport ist er erfolgreich aktiv, spielt für die JVA Simonshöfchen, nachdem er von dort angeworben wurde. Mindestens dreimal die Woche steht er für Training oder Spiele auf der Bahn.
Ein 300er Spiel, zwölf Strikes in Folge, sind der Traum eines jeden Bowlingspielers. Für Andreas Schwarz ging dieser beim Training mit den Ten Pins vor zwei Wochen bereits zum vierten Mal in Erfüllung.
„Auf die richtige Technik und auf das Lesen der Bahn kommt es an“, verrät er das Erfolgsgeheimnis und fügt hinzu: „Die Bahn ist geölt, jeder Wurf verändert somit die Spielbedingungen. Wer sich am schnellsten darauf einstellen kann, gewinnt auch das Spiel.“
Hört sich einfach an, ist es aber natürlich nicht, denn von den Bahnbedingungen hängt ab, welchen Ball man wählt und wie stark man ihn rotieren lassen muss, um ihm den gewünschten Laufweg zu geben.
Die geölten Bereiche der Bahn unterscheiden sich bei den Spezialisten, die dafür jeder ein ganzes Arsenal von eigenen Bällen besitzen. Dass die Löcher für die Finger individuell gebohrt sind, versteht sich von selbst.
Hilfsmittel, wie Handgelenksstützen, nutzt Schwarz nicht, legt beim Spielen mit den Ten Pins sogar sein Hörgerät ab. Das darf er eigentlich nur bei Gehörlosenkonkurrenzen nicht tragen, weil er damit noch einzelne Geräusche wahrnehmen könnte.
Schwarz empfindet seine Gehörlosigkeit bei Spielen mit „Nichtgehörlosen“ sogar als Vorteil für die Konzentration. Denn manchmal geht es auf den Nebenbahnen ganz schön laut zu, etwa wenn über Strikes gejubelt wird.
Und welche Ziele hat Schwarz noch? „Ich möchte einmal die magische Grenze von 1500 Pins in sechs Spielen erzielen“, antwortet er ohne langes Nachdenken. Jüngst fehlten ihm dazu lediglich 23 Zähler. Die Gehörlosen-Europameisterschaften im kommenden Jahr in Wien wären dafür sicherlich ein idealer Zeitpunkt.