Boxen: Kampflos aus Mailand zurück
Samy Musa von der BSU wollte für Palästina bei Amateur-WM in Italien starten. Doch er musste vorzeitig wieder abreisen.
Wuppertal. "Es ist zum Weinen." Samy Musa (26), Mittelgewichtler der BSU und amtierender Niederrheinmeister, hätte gerne in Mailand bei der Amateurweltmeisterschaft der Boxer um eine Medaille gekämpft, doch statt in Italien sitzt er wieder mit betrübter Miene im heimischen Krefeld und trauert der vertanen WM-Chance nach.
Der Erzieher an einer Krefelder Ganztagsschule hat die deutsche und die palästinensische Staatsbürgerschaft, und da der westdeutsche Meister von 2007 bisher vergeblich auf eine Nominierung durch den Deutschen Boxverband gehofft hatte, wollte er für die Heimat seines palästinensischen Vaters starten.
Zusammen mit seinem Wuppertaler Trainer Monsif Gammodi (BSU) war Musa, nachdem durch Kontakte mit der hiesigen palästinensischen Botschaft alles geklärt schien, voller Tatendrang nach Italien aufgebrochen und erlebte dort eine herbe Enttäuschung. "Weder Monsif noch ich waren vom palästinensischen Verband gemeldet worden. Unsere Namen waren nirgends registriert."
Verzweifelt rief Musa beim Heimat-Verband an, wo man ihm, dem nach eigener Aussage einzigen Starter für Palästina schnellstmögliche Bearbeitung zugesagt hatte. "Aber nach zwei Tagen war immer noch nichts gekommen." Der Mittelgewichtler versuchte es auf andern Wegen, doch "man schickte uns von Einem zum Anderen, jeder sagte etwas anderes, und keiner konnte wirklich etwas für uns tun."
Und als dann per Email die Nachricht aus Palästina eintraf, da war es für eine Teilnahme zu spät. Statt Lorbeeren im Ring stand die vorzeitige Heimreise aus der lombardischen Metropole auf dem Programm. Die Krone im Mittelgewicht wird ohne den für die BSU Wuppertal startenden Krefelder verteilt.
Dabei hätte ihm Trainer Monsif Gammodi, den Musa vor Jahren auf einer Veranstaltung kennen lernte und sich mit ihm gleich auf Anhieb bestens verstand, gute Chancen für ein positives Abschneiden eingeräumt. "Der Samy ist mit seinem unorthodoxen Stil für jeden Gegner ein Problem", sagt Gammodi. Aber offenbar war der Stil des palästinensischen Boxverbandes noch unorthodoxer. "Jetzt ist mein nächstes Ziel, westdeutscher Meister zu werden", sucht der 26-Jährige nach einem allerdings nur notdürftigen Ersatz für verpasste WM-Erfolge.