Der Mann mit dem Spürsinn für Fußball-Talente
Nach 15 Jahren gibt Artur Heedmann seinen Job als Stützpunkt- und Kreisauswahltrainer auf. Junge Fußballer sichtet er jetzt als Scout für Borussia Mönchengladbach.
Wuppertal/Mönchengladbach. Eine ganze Generation von Fußballtalenten aus Wuppertal und Umgebung hat Artur Heedmann unter seinen Fittichen gehabt. Fintierübungen und Ballschule waren sein Steckenpferd, wenn er die besten D- und C-Jugend-Spieler aus dem Fußballkreis einmal die Woche zum Stützpunkttraining bat, um ihnen eine zusätzliche Einheit zu geben.
Doch nach 15 Jahren macht der fußballverrückte 60-Jährige damit Schluss. Jetzt wurde er vom Kreis 3, für den er neben der Sichtung und Talentförderung auch seit fast zwei Jahrzehnten die Kreisauswahlmannschaften betreute, verabschiedet. „Es hat mir riesigen Spaß gemacht, vor allem wenn man sieht, wie sich mancher entwickelt. Aber jetzt hätte ich die neue B-Lizenz machen müssen. Das wollte ich nicht, zumal es noch 900 Euro gekostet hätte“, begründet er diese Zäsur.
Auf Wuppertals Fußballplätzen wird Heedmann weiter zu sehen sein, er wechselt aber die Seiten. Während er früher darum bemüht war, die Talente in Wuppertal zu halten, arbeitet er nun als Scout für die Jugendabteilung von Borussia Mönchengladbach.
„Ich bin auf einem Turnier in Duisburg von Gladbach angesprochen worden. Da ich den Fußball nicht missen möchte, habe ich angenommen“, erklärt Heedmann sein neues Engagement. Einige Wuppertaler Vereinen, die um ihre Talente fürchten, haben ihm allerdings bereits ein Platzverbot angedroht.
In seiner bisherigen Tätigkeit hatte er stets damit zu kämpfen, dass Talente bereits in ganz jungen Jahren den Weg zu Bundesliga-Klubs suchen und finden. Wie etwa Gonzalo Castro, den er noch ein Jahr als D-Jugendlicher erlebte, bevor er von Bayer Wuppertal zu Bayer Leverkusen ging. „Der war damals schon so gut, dass er bei uns als jüngerer Jahrgang bei den Zwölfjährigen mitgespielt hat“, erinnert sich Heedmann und ist stolz darauf, bis heute einen guten Draht zur Familie zu haben. „Die sind normal geblieben.“ Leverkusen bescheinigt er, im weiten Umkreis „das beste Nachwuchskonzept“.
Der WSV als ranghöchster Verein im Fußballkreis Wuppertal/Niederberg habe eine schwierige Aufgabe angesichts der Konkurrenz der vielen Bundesligisten in der Nähe. „Da gibt es nur die Chance, sich Spieler zurückzuholen, die dort durch den Rost fallen“, meint Heedmann. Die großen Vereine gingen mit den Jugendlichen oft nicht zimperlich um und sortierten ohne Rücksicht auf Einzelschicksale auch sehr schnell wieder aus.
Die Übermacht dieser Vereine macht sich auch in der Bilanz der Kreisauswahl bemerkbar. „Nur zweimal habe ich mit einer C-Jugend ein Endspiel erreicht, zuletzt 2004. Da haben wir erst im Elfmeterschießen gegen Düsseldorf verloren“, erzählt Heedmann.
Als größten Erfolg rechnet er sich aber an, dass das Stützpunkttraining, das 1995 mit den beiden D-Jugend-Jahrgängen begonnen wurde, später auf die C-Jugend ausgeweitet werden konnte. Auch die katastrophalen Bedingungen auf dem ersten Trainingsplatz an der Clausewitzstraße habe man nach langem Bitten durch Ortswechsel verbessern können. An der Oberbergischen Straße und seit der Fertigstellung der Anlage am Erbacher Berg auch in Wülfrath könne jetzt auf Rasen trainiert werden.
„Ohne die gute Zusammenarbeit mit Vereinen und Eltern geht es aber nicht“, betont Heedmann einen weiteren Aspekt der Talentförderung. Das Wohl des Jugendlichen müsse schließlich stets im Mittelpunkt stehen. Dass Schalke-Trainer Felix Magath dem 17-Jährigen Julian Draxler geraten hatte, die Schule abzubrechen, erntet von Heedmann nur Kopfschütteln. „Bisher habe ich viel von Magath gehalten, aber das geht ja gar nicht.“ Eine Verletzung, und eine Fußballerkarriere könne schließlich vorbei sein, bevor sie richtig begonnen habe.