Die alltägliche Gewalt auf Wuppertals Fußballplätzen

Hohe Gewaltbereitschaft, sehr niedrige Hemmschwelle – dies gilt besonders für die unteren Ligen.

Wuppertal. Ein Spieler fühlt sich provoziert, springt über die Bande neben dem Spielfeld und schlägt zu. So geschehen am vergangenen Sonntag im Spiel der Kreisliga B zwischen Sudberg II und Hellas II. In Solingen - nach dem Abpfiff einer Partie der Kreisliga B - spielen sich fast zeitgleich ähnliche Szenen ab. Ein Jugendlicher, der versucht hat, mit einer abgeschlagenen Flasche Spieler und Zuschauer anzugreifen, wird festgenommen. Der Ball - eigentlich zentrales Objekt in einem Fußballspiel - gerät immer öfter zur Nebensache."Zwei Einsätze an einem Wochenende sind extrem selten", sagt Polizeisprecher Alexander Kresta. "Aber Körperverletzungsdelikte auf Fußballplätzen kommen immer häufiger vor." Das bestätigen auch die Verantwortlichen des Fußball-Kreises Wuppertal / Niederberg. "Brutale Vorfälle haben in erschreckendem Maße zugenommen", sagt Klaus Huberti, Vorsitzender der Kreisspruchkammer (KSK). Ein bis zwei Mal in der Woche werden Verhandlungen angesetzt. Dann hören Huberti und seine Beisitzer Schiedsrichter und Zeugen zu Unsportlichkeiten und Spielabbrüchen der vergangenen Wochen an. Sie sprechen frei oder verhängen Strafen.

Lebenslange Sperre für einen Spieler des FK Jugoslavija

Anderthalb Wochen ist es her, da hat der KSK-Vorsitzende die höchste Sperre seiner Amtszeit verhängt: lebenslang. "Ich hoffe, das bleibt eine Ausnahme", sagt Huberti. Getroffen hat es einen Spieler von FK Jugoslavija Wuppertal, der einem Gegenspieler mit beiden Beinen in die Weichteile getreten hatte - fern ab des Balles. "Dieser Spieler war kein unbeschriebenes Blatt. Er war schon im Betriebsfußball lebenslang gesperrt worden", erklärt der Rechtsanwalt. Obwohl das Urteil auf Kreisebene gefällt wurde, darf der Spieler nie wieder für einen Verein des Deutschen Fußball-Bundes auflaufen.

Schiedsrichter wurde von einem Spieler über das Feld gejagt

Bis zum 25. Februar 2008 ist ein Akteur des SC Heiligenhaus am vergangenen Dienstag gesperrt worden. Nach einem Platzverweis hatte er den Schiedsrichter über das halbe Feld gejagt. "Wenn ein Ablassventil gesucht wird, dann sind meistens wir das", sagt Kreisschiedsrichter-Obmann Wolfgang Vaak. Gerade in den unteren Ligen sei die Gewaltbereitschaft sehr hoch und die Hemmschwelle sehr gering. Deshalb gibt er seinen Schiedsrichtern mit auf den Weg, möglichst viel Distanz zu den Spielern zu wahren. Wenn das nicht mehr geht, hilft nur noch eins: "Laufen - so schnell es geht".

Doch nicht nur hier im Tal gibt es Gewalt auf den Fußballplätzen. "Am schlimmsten ist es in Düsseldorf und Duisburg. Etwa auf Platz vier liegt Solingen. In Wuppertal ist es etwas ruhiger geworden", sagt Manfred Knoch, Vorsitzender der Spruchkammer des Fußballkreises Solingen. "Es ist Fakt, dass es sich bei 85 Prozent um ausländische Fälle handelt", sagt er und fügt hinzu: "Das heißt aber nicht, dass die deutschen Spieler alle Heilige sind".