Dressurtage: Reitstunde mit Isabell Werth
Die Olympiasiegerin war auch ohne Ritt Star der Dressurtage des RV Erbschloe.
Wuppertal. Bei ihrem Auftritt am Samstag im Dressur-Viereck der Reitanlage Nebendorf ging Isabell Werth vor den zahlreichen Reitsportfans ohne Umschweife auf das Thema ein, das die Reitsportszene seit Wochen in Atem hält. "Die Sache ist ernst", sagte Isabell Werth zu Beginn ihrer Begrüßungsrede als Schirmherrin der Wuppertaler Dressurtage. Eine Rede, die vor einigen Wochen sicherlich noch ganz anders ausgefallen wäre. "Das Ereignis hat mich in einer Sekunde überrollt und mich anscheinend vom Helden zum Ober-Doper der Nation gemacht", sagte die Olympiasiegerin, die sich am Montag ausgerechnet an ihrem 40. Geburtstag einer Anhörung des Internationalen Reitsportverbandes in Lausanne stellen muss.
Man darf ihren vielen Fans wünschen, dass sie dort ähnlich glaubhaft und nachvollziehbar schildern kann, wie eine Reihe unglücklicher Zufälle und Entscheidungen dazu führten, dass ihr Pferd Whisper beim Pfingstturnier in Wiesbaden überhaupt zum Einsatz kam und dann positiv getestet wurde. Die folgenschwere Nachlässigkeit bei der Pferdewahl gesteht sich Isabell Werth selbst ein, den Verdacht des systematischen Dopings weist sie weit von sich. Sie habe sich auf die Angaben des Tiermediziners verlassen, der Whisper behandelt habe. Ein Fehler. "Dr. Stihl ist kein Dr.Fuentes des Reitsports, und wer glaubt, dass ich 20 Medaillen mit Chemie gewonnen habe, der glaubt auch nicht, dass ich reiten kann. Ich wünsche mir, dass dieser Fall nun dazu beiträgt, für Rechtssicherheit zu sorgen. Und danach wünsche ich mir einfach nur, dass wir uns entspannt auf unser Kind freuen können", sagte die werdende Mutter, die von den Reitsportfans in Wuppertal mit freundlichem Beifall aufgenommen wurde.
Es folgte eine Reitstunde, bei der Isabell Werth zwar nicht selbst im Sattel saß, aber am Mikrophon die Vorführung ihrer Schülerin Hayley Beresford professionell und auch für den Laien anschaulich erläuterte. Die Australierin präsentierte ihr Olympiapferd "Relampago do Retiro" und zeigte Auszüge aus der Trainingsarbeit. Für die Zuschauer wurde deutlich, wie viel harte Arbeit hinter einer Dressur der Spitzenklasse für Pferd und Reiter steckt.
Dass sie eine gelehrige Schülerin ist, bewies Hayley Beresford am Sonntag bei der S-Kür Intermediaire, der mit 3000 Euro am höchsten dotierten Prüfung der Dressurtage. Den Preis der Firma Emka sicherte sich die Australierin auf dem Holsteiner Coolio vor Janina Cöllen (Noran) und Lydia Camp (Magic old time). Zum Glück für den Ausrichter RVErbschloe spielte bei der sportlich wertvollsten Prüfung das Wetter mit. Durchwachsen war es am Samstag, als die Dressurprüfung Klasse S Prix St. Georges geritten wurde. Hier konnte sich in der Abteilung 1 Katja Camp auf Rondo Classico vor Claudia Haller (Dornfelder) und Alexa Engel (Rimko) durchsetzen. In der Abteilung 2 lag Hayley Beresford mit Fernhill Derry vor Stefanie Wittmann (Devil K) vorne. Mit Coolio sicherte sich Bereresford gemeinsam mit Lydia Camp zudem den dritten Rang. Die Prüfung war mit 2000 Euro dotiert und es wurde um Preise von Dr. Agahasadeh und der Barmenia Versicherungen sowie um den Sparkassenpokal geritten. Sachkundig führte Hans Kirchner durch das Turnier, zu denen 280 Reiter 360 Pferde gemeldet waren. Vom Nachwuchs bis zur Spitzenklasse war in familiärer Atmosphäre alles am Start.