Eine geordnete Jagd auf Rollen

Roller Derby: In Wuppertal wird aus zwei Teams jetzt eins. Die Gemeinschaft wurde bei einem Freundschaftsspiel gegen Namur gezeigt.

Foto: Gerhard Bartsch

Beim Roller Derby geht es buchstäblich rund. Zwei Mannschaften fahren auf Rollschuhen im Kreis und versuchen jeweils den gegnerischen Jammer — die Punktemacherin — an der Überrundung zu hindern. Doch wer dabei ein brutales Geschubse befürchtet, wie es die aus den USA kommende Sportart, die einst vor allem Show war, nahezulegen scheint, befindet sich im Irrtum. Davon konnte man sich am Samstag in der Sporthalle am Kothen überzeugen, wo das Team von Wuppertal United eine befreundete Mannschaft aus Namur (Belgien) zu einer rasanten Partie zu Gast hatte.

Roller Derby, das ist vor allem ein Taktik-, Geschicklichkeits und Konditionsspiel, denn das Zusammenwirken von den eigenen vier Blockerinnen, die gleichzeitig den gegnerischen Jammer aufhalten müssen, und dem eigenen Jammer ist entscheidend. „Man muss ständig hochkonzentriert sein“, sagt Karolin, Blockerin von Wuppertal United, nach anstrengenden 60 Minuten, in denen sie selbst ein Paradebeispiel dafür geliefert hat, wie es geht. Vor allem im Zusammenspiel mit Jammerin Lisa (Kampfname Fearliz Bones), der sie mit ihren drei Block-Kolleginnen etliche Überrundungen auf der 27 Meter langen und 17 Meter breiten, ovalen Bahn ermöglichte, klappte das hervorragend.

„Die Gemeinschaft ist ganz wichtig“, versichert Karolin, deren auf dem Trikot aufgedruckter Name „Bad Cat“ ganz offensichtlich nicht auf „böse“ Absichten schließen lässt. Kampfnamen tragen beim Rollerderby traditionell alle.

Doch allein das enge Regelwerk verhindert, dass es ein zügelloser Kampf wird, auch wenn Verletzungen bei Stürzen nicht ganz selten sind. Mit den Armen schubsen, ist ebenso wie Beinstellen streng verboten. Geblockt werden darf nur mit Körper, Oberarmen und Gesäß, als „Trefferzonen“ sind beispielsweise Kopf, Rücken und Po ausgeschlossen. Am Samstag müssen die Sanitäter, die die Wuppertaler Roller-Ladies genau wie sieben Schiedsrichter organisiert haben, gar nicht eingreifen, auch wenn die ein oder andere Akteurin mal aus dem Gleichgewicht kommt.

Richtig Fallen gehört nämlich neben Geschicklichkeit auf Rollen und einem Konditionsnachweis zu den Anforderungen (Skills), die man erst erfüllen muss, bevor man mitspielen darf. Alles wird in den drei wöchentlichen Trainingseinheiten geübt, die das Wuppertaler Team absolviert.

Das befindet sich derzeit in der Neuorganisation. Zwischendurch gab es mit den Psycho Dolls und den Red Lions zwei konkurrierende Teams, die aber allein kaum lebensfähig waren. Nun soll es unter dem aktuellen Arbeitsnamen „Wuppertal United“ wieder ein gemeinsames Team geben, für das man aktuell rund 20 Aktive gewinnen konnte, von denen aber noch nicht alle die Wettkampfreife besitzen.

„Deshalb hatten wir heute auch vier Mitspielerinnen aus Oberhausen und Düsseldorf dabei“, erklärt Silke Wirschinger, sonst Spielerin, aber am Samstag als Bench-Coach in den Unterbrechungen für die Taktik zuständig. Zwei komplett unterschiedliche Blockformationen sowie drei Jammer pro Team sorgen dafür, dass die hohe konditionelle Belastung verteilt werden kann. 145:101 steht es am Ende für die Gastgeberinnen, wobei vereinfacht gesagt jede Überrundung einer der vier gegnerischen Blockerinnen einen Punkt ergibt.

Zum Dank für die lange Anfahrt der Belgierinnen und zum Teil auch der Schiedsrichter gibt es nachher für alle Akteure ein selbst gepacktes Tütchen Süßigkeiten. Auch das etwas, was dem Klischee einer Prügelei auf Rollen so gar nicht entspricht. „Wir wollen als Sportart gesehen werden“, betont Silke Wirschinger.