Wuppertal Fußball eröffnet Flüchtlingen Chancen

Beim Tal-Turnier am 25. Juni werden junge Syrer als Team auflaufen. Ex-WSV-Trainer Thomas Richter bereitet die Spieler vor.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Wenn bei der Europameisterschaft in Frankreich für die deutschen Fußballer in der Vorrunde alles nach Plan läuft, dann wird das Fußballfieber gerade am letzten Juni-Wochenende steigen. Für eine Gruppe junger Männer aus Syrien stehen am 25. Juni aber nicht die EM-Achtelfinalspiele im Mittelpunkt, sondern das Tal-Turnier, bei dem eine Flüchtlingsmannschaft gegen elf Firmenteams spielen wird. Dabei geht es für die Flüchtlinge weniger um den Turniersieg als um die Chance, schneller in Deutschland Fuß zu fassen. Das Tal-Turnier ist ein Projekt des Jobcenters in Trägerschaft der Gesa und des Wuppertaler Fanprojekts. Es soll die Flüchtlinge in Kontakt mit Wuppertaler Unternehmen bringen und der Sprachförderung dienen.

„Kommt bitte einmal zusammen“, ruft Thomas Richter, bevor er den Spielern die nächste Übungsform erklärt. Der frühere Fußball-Profi, Manager und Trainer des WSV spricht vor allem Deutsch mit den jungen Männern, die einmal in der Woche an den Trainingseinheiten auf einem Kleinfeld mit Kunstrasen im Bayer-Sportpark teilnehmen. „Es gibt recht große Leistungsunterschiede, aber bei uns darf jeder mitkicken“, sagt Richter, der Wert darauf legt, dass die gemeinsame Zeit nicht mit Bolzen vergeudet, sondern für anspruchsvolle Übungsformen genutzt wird. In dieser Trainingseinheit stehen Kurzpässe, später das Direktspiel auf dem Programm.

Was Richter über die sportlichen Fähigkeiten seiner Spieler sagt, das hätte er auch über deren Kenntnisse der deutschen Sprache berichten können. Die Deutschkenntnisse sind sehr unterschiedlich und vor allem davon geprägt, wie lange ein Flüchtling schon in Deutschland ist. „Bei diesen Männern handelt sich um anerkannte Flüchtlinge. Gemeinsam haben sie, dass keiner bisher einen Sprachkurs absolvieren durfte“, sagt Thomas Lenz, Geschäftsführer des Job-Centers, der darin ein großes Defizit bei der beruflichen Integration der Flüchtlinge durch staatliche Stellen sieht. Das Fußballprojekt sieht er als Starthilfe.

Im vergangenen Jahr fand das Tal-Turnier zum ersten Mal mit Jugendlichen statt. Am 25. Juni sollen insgesamt zwölf Mannschaften auflaufen. Sabine Thrien von der Gesa und Janina Rimkus vom Fanprojekt wollen Autogrammkarten der Spieler anfertigen. Ziel ist es, die Flüchtlinge mit ihrem Werdegang, Fähigkeiten und Stärken vorzustellen, damit sie ein Praktikum oder sogar einen Ausbildungsplatz bei einem der Unternehmen, die sich am Turnier beteiligen, bekommen.

„Ich habe schon früher in einem Fußballverein gespielt und würde gerne später in Deutschland wieder im Verein spielen“, sagt einer der Männer, der im vergangenen Herbst über Frankenthal nach Wuppertal gekommen ist. „Wuppertal ist eine schöne Stadt“, sagt ein anderer — ebenfalls in Deutsch. „Der Sport hat eine starke Integrationskraft“, ist Thomas Lenz überzeugt. Sechs Spieler waren es zum Beginn im Februar. „Jetzt ist der Kreis auf 20 Spieler angewachsen“, sagt Thomas Richter.