Fußball Hakan Soyyigit - Sonnborns fliegender Stürmer

Hakan Soyyigit von Fußball-Bezirksligist SCS hat auf dem Weg zum Piloten seinen ersten Flugschein in den USA gemacht.

Wuppertal. Als Stürmer ist Hakan Soyyigit im hiesigen Amateurfußball eine bekannte Größe: Aus der Jugend von Union Solingen ging er zum damaligen Verbandsligisten Wülfrath, spielte beim FSV Vohwinkel unter Holger Gaißmayer und dessen damaligem Co-Trainer Stefan Vollmerhausen, war Torjäger vom Dienst beim TFC Wuppertal. Dass der 26-Jährige auch ein Himmelsstürmer ist, hat sich dagegen nur bei seinen aktuelle Teamkollegen vom SC Sonnborn herumgesprochen und bringt ihm ab und zu den Spitznamen „Pilot“ ein.

Foto: Soyyigit/Fries

Insgesamt fünf Monate fehlte Soyyigit dem Bezirksligisten in der vergangenen und dieser Saison, weil er in Long Beach in Kalifornien in zwei Etappen seinen ersten Flugschein gemacht hat. „Fliegen und Flugzeuge haben mich von je her fasziniert. Weil ich aber kein Abitur habe, habe ich mich zunächst auf meine Lehre als Werkzeugmacher konzentriert“, berichtet der Deutsch-Türke, der in Vohwinkel wohnt. Nach der Ausbildung arbeitete er zunächst in der Zerspanung, merkte aber, dass er das nicht sein Leben lang machen wollte und kam auf seinen Traum, Pilot zu werden, zurück. Mindestanforderung ist ein Fachabitur, hatte er sich inzwischen näher informiert und seitdem alle Energie in sein Ziel gesteckt.

Von einer Flugschule in Long Beach wurde er angenommen. „Dort gibt es eine Vielzahl von Flugschulen. Sie sind deutlich günstiger als in Deutschland oder der Türkei. Für mich war aber genauso wichtig, dass ich in ein Land gehe, wo englisch gesprochen wird, weil das die Sprache in der Luftfahrt ist“, erklärt Soyyigit seine Entscheidung, in die USA zu gehen.

„Als ich dann zum ersten Mal im Funk gehört habe, wie schnell die sprechen, dachte ich, das schaffe ich nie“, sagt er rückschauend und muss lachen. Er schaffte es — genau wie seinen ersten Alleinflug auf seiner Schulmaschine vom Typ Cessna, bei dem er zwischendurch zweimal auf anderen Flughäfen landen musste.

„Am Anfang war das schon komisch, allein in der Maschine zu sitzen, aber du hast gar keine Zeit, darüber nachzudenken“, so Soyyigit, der durch den dichten Flugverkehr in Kalifornien mit einer Fülle von kleinen und großen Flughäfen im kleinen Umkreis besonders gefordert war.

Trotzdem gab es in den 108 Flugstunden, die bis zum Erlangen der US-Privatlizenz absolvierte, viele Augenblicke, die er genießen konnte. Soyyigit: „Fliegen ist toll, das Panorama in Kalifornien super, und wenn dann auch noch ein Sonnenuntergang dazukommt, ist es der Wahnsinn.“

Sehenswürdigkeiten, wie Hollywood oder Los Angeles hat er sich am Anfang angeschaut, danach voll auf Fliegen und Lernen konzentriert. Vorurteile als Moslem habe er übrigens nicht erfahren. „Alle waren freundlich zu mir.“

Zurück in Deutschland gilt es für Hakan Soyyigit nun erst einmal, die US-Lizenz in eine europäische umzuschreiben und die vielen weiteren Lizenzen auf dem Weg zum Flugkapitän zu erlangen. Derzeit läuft eine mehrwöchige Sicherheitsüberprüfung. Bevor es für ihn endlich wieder an den Steuerknüppel geht, gilt es, viel Fernunterricht zu machen. 14 Fächer — von Meteorologie über Luftrecht bis hin zu „menschliches Leistungsvermögen — sind zu bestehen. Sein Ziel: Ende 2017, Anfang 2018 will ich Vollzeit-Pilot sein. Gute Chancen rechnet er sich etwa beim türkischen Ferienflieger „Sunexpress“, weil er fließend Deutsch, Englisch, aber auch türkisch spricht.

Aktuell hat er Zeit, sich daneben auch wieder auf den Fußball zu konzentrieren. „Er hat eine zusätzliche vierte Einheit pro Woche eingeschoben“, um seinen Rückstand schnell aufzuholen“; berichtet sein Sonnborner Trainer Clark Schworm. Er baut im Bezirksliga-Abstiegskampf auch auf Soyyigits fußballerische Qualitäten. „Ich wollte ihn schon früher gerne in meinen Mannschaften haben. Er weiß, wo die Lücken sind, fordert den Ball und ist gut im Abschluss.“ Zwei Saisontore - beide gegen Grün Weiß Wuppertal — stehen bisher erst in Soyyigits Bilanz. Eines davon per Kopf, auch wenn er in der Luft nicht der Stärkste ist — es sei denn natürlich, er sitzt im Flugzeug.