Handball-Bundesliga BHC trotzt Corona und erreicht ein neues Niveau
Der Bergische Handball-Bundesligist hat sich trotz widriger äußerer Umstände auch 2020 weiterentwickelt.
Sieben Spieler stellte der Bergische HC vor einem Jahr für die Handball-Europameisterschaft. Sechs sind es in den nächsten Wochen, wenn in Ägypten die Weltmeisterschaften gespielt werden. Und hätte der Schwede Linus Arnesson nicht auf die Teilnahme verzichtet, wären es wieder sieben geworden. Allein das ist ein Beleg, auf welchem Niveau sich die Bergischen Löwen seit Jahren bewegen. Dass mit Neuzugang David Schmidt ein BHC-Handballer erstmals auch im deutschen Nationalteam ein großes Turnier spielt, zeigt zudem eine stetige Weiterentwicklung, wie sie sich vor einem Jahr schon andeutete, als die umworbenen Schweden Arnesson und Max Darj langfristig an die Bergischen gebunden werden konnten.
Die spiegelt sich in der neuen Saison auch auf dem Feld wider. Trainer Sebastian Hinze hat das Spiel der Löwen stetig weiterentwickelt und dabei auch die Corona-Zwangspause im Sommer optimal genutzt. Schmidt und auch der neue norwegische Kreisläufer Tom Kare Nikolaisen haben sich dafür als Top-Zugänge und Verstärkungen erwiesen. Fabian Gutbrod, der nach dem Karriereende von BHC-Idol Kristian Nippes die Kapitänsbinde übernommen hat, wirkt nicht nur deshalb wie ein ganz neuer Spieler. Er spielt seine Shooterqualitäten in einer Konsequenz und Konstanz aus, die ihn auf ein neues Niveau gehoben haben. Dass mit ihm und Schmidt zwei Rückraumschützen die interne Torschützenliste anführen, hat man vom BHC so noch nicht gesehen. Es macht das weiter auf einer stabilen Abwehr basierende System zusammen mit der starken Spielsteuerung von Tomas Babak und Arnesson sowie Darjs und Nikolaisens Qualitäten am Kreis deutlich schwerer auszurechnen.
Das musste am ersten Spieltag der SC Magdeburg erfahren, bei dem die Bergischen zum ersten Mal auch auswärts gewannen. Der 6:0-Punkte- Glanzstart wurde zwar anschließend leicht gebremst und zwischendurch gab es sogar vier Niederlagen am Stück, allerdings mit Flensburg, Kiel, Berlin und Melsungen ausschließlich gegen Top-Teams. Und gegen Berlin und Melsungen war man genau wie kurz vor Weihnachten bei den Rhein-Neckar Löwen ganz nah an Punktgewinnen dran. Hätte man in Mannheim einen möglichen Sieg ins Ziel gebracht, wäre die Dezemberbilanz von satten 9:3 Punkten und Platz acht sogar noch besser ausgefallen.
Auch wirtschaftlich hat es der BHC bisher geschafft, mit den unglaublichen Herausforderungen von Corona mit dem Wegfall von vier Heimspielen in der Vorsaison und dem in der neuen Spielzeit bisher gänzlichen Fehlen von Zuschauern fertig zu werden. Der Verkauf von BHC-Aktien als Treue-Dauerkarten war ein kluger Schachzug, die Treue der Partner spiegelt das Vertrauensverhältnis, das der BHC um seine Geschäftsführer Jörg Föste und Philip Tychy seit Jahren aufgebaut hat. Der in Aussicht stehende Rekordumsatz von annähernd vier Millionen Euro, den man im Frühjahr vor Corona noch verkündet hatte, dürfte zwar dann nicht erreicht worden sein, doch dass der Abstand zum gehobenen Mittelfeld in der Liga sich stetig verringert, kann man sicher weiter behaupten. gh