Handball/TV Beyeröhde: Das große Ziel vor Augen
Mit drei Toren Vorsprung geht der TV Beyeröhde am Samstag in das Aufstiegsfinale zur Handball-Bundesliga in Heckinghausen.
<strong>Wuppertal. Dass man auch dann noch kräftig zubeißen kann, wenn man auf dem Zahnfleisch geht, bewiesen die "Beyeröhder Handballgirls" im ersten Finalspiel um den Aufstieg zur 1. Bundesliga im Glutofen des neuen Sportcenters beim favorisierten SC Markranstädt. Dank einer taktisch hervorragenden, cleveren und disziplinierten Leistung gewann das Team von Trainer Dieter Trippen mit 28:25 (16:14) und hat vorzügliche Voraussetzungen für das entscheidende zweite Finalspiele am Samstag um 17 Uhr in der Heckinghauser Halle. Wie ein hartnäckiger Vertreter haben sie immer wieder an die Tür zur 1. Bundesliga angeklopft. In 37 Pflichtspielen hat der TV Beyeröhde in dieser Saison das Ziel Aufstieg nie aus den Augen verloren. Trotz tropischer Temperaturen im Hexenkessel von Markranstädt behielten die von Ilka Held gelenkten Beyeröhderinnen kühlen Kopf, setzten gleich mit Treffern von Teresa Utkovic und Anna Disselhoff Akzente. Während die 60 mitgereisten Beyeröhder Fans begeistert mitgingen, schien die Erwartungshaltung des eigenen Anhangs den SCM zu lähmen. Da Anna Brandt sich als äußerst treffsicher und nervenstark erwies, hieß es nach gut einer Viertelstunde 10:6 für die Gäste. Noch klarer hätte die Führung sein können, hätte nicht Julia Schulz mehrfach großartig gegen Teresa Utkovic reagiert. Übertroffen wurde sie noch von Tanja Missner, die im ersten Durchgang 13 Bälle aus dem Rückraum und bei Gegenstößen meisterte. Markranstädts Trainer Rüdiger Bones beantragte konsterniert eine Auszeit und ließ Anna Brandt durch seine Frau Uta markieren. Eine Maßnahme mit nur bescheidenem Erfolg. Denn Dieter Trippen nahm die ohnehin stark angeschlagene Steffi Bergmann heraus, und da auch deren Partnerin am Kreis, Vicky Marquardt, noch unter den Folgen ihrer Mittelohrentzündung litt, wurde zeitweise ohne Kreisläuferin gespielt. Dafür rückte die routinierte Steffi Wysinski in den Rückraum. Beyeröhde blieb in der Erfolgsspur und ging mit einem erstaunlichen 16:14-Vorsprung in die Pause, obwohl sich Anne Voß kurz vor dem Halbzeitpfiff bei ihrem Treffer zum 16:13 einen "Pferdekuss" zugezogen hatte. Doch sie hielt durch. Gestützt auf die weiterhin großartige Tanja Missner traf man selbst in Unterzahl und behielt die Nerven, als Markranstädt mit 20:19 und 23:22 in Führung ging. Aber dank Anna Brandts Sicherheit bei Siebenmetern (sieben von acht wurden verwandelt) und der Treffer der gesundheitlich angeschlagenen Bianca Trumpf sowie der immer wertvoller werdenden Steffi Wysinski wurde die Heimreise mit einem 28:25-Erfolg angetreten.
Taktik ist aufgegangen
Beyeröhde profitiert vom Kurzurlaub
"Cool" bis ans Herz siegte der TV Beyeröhde völlig verdient mit 28:25 im ersten Finale um den Aufstieg zur 2. Liga. Das gab auch Markranstädts Trainer Rüdiger Bones zu. "Bei uns wurde Schnelligkeit mit Hektik verwechselt. Die Köpfe der Beyeröhderinnen waren offensichtlich freier als die meiner Spielerinnen," meinte der knorrige Trainer-Recke.
Dieter Trippen freute sich, dass sein taktisches Konzept aufgegangen war. "Vor einer guten Torhüterin und einer gut funktionierenden Abwehr haben wir abgeklärter und ruhiger gespielt", lautete sein Kommentar. Auf den "Trick", bei Manndeckung von Anna Brandt die Kreisläuferin herauszunehmen und durch eine Rückraumspielerin zu ersetzen, meinte Trippen: "Diese Variante haben wir am Mittwoch geübt, zumal unsere Kreisläuferinnen Vicky Marquardt und Steffi Bergmann ohnehin nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren."
Viele Übungseinheiten hatte es in den letzten Wochen wegen der Mallorca-Tour und dem zusätzlichen Kräfteverschleiß durch die Neuansetzung der Playoff-Runde nicht gegeben. "Dadurch konnten die Mädels etwas Abstand vom Handball gewinnen", ist Manager Manfred Osenbergs überzeugt. Schon gestern waren die meisten Spielerinnen zurück an ihren Arbeitsplätzen. "Nicht nur wegen der enormen Belastung ist der Ausgang heute völlig offen. Wir haben oft genug gesehen, dass ein Spiel noch völlig umgedreht werden kann", sind sich Dieter Trippen und sein Co-Trainer Stefan Bender einig.
Voll des Lobes war Beyeröhde-Manager Manfred Osenberg über die Rahmenbedingungen in Leipzig: "Der SC hat fast einen vierfach höheren Etat als wir und jetzt direkt neben der alten Halle von der Kommune einen wahren Palast hingestellt bekommen. Von so etwas können wir in Wuppertal nur träumen, wo schon die Anschaffung neuer Tornetze ein fast unlösbares Problem darstellt."