Boxen Kreiskott tritt mit WM-Titel ab
Der „Panzer“ verdaute in seinem letzten Kampf in der vollen Uni-Halle sogar einen Kieferbruch.
Wuppertal. 0.25 Uhr war es, als Werner Kreiskott (39) nach dem wohl letzten Kampf seiner aktiven Karriere die Siegerfaust hochriss. Unter dem Jubel der rund 1600 Besucher in der Uni-Halle war der „Panzer“ zum einstimmigen Punktsieger über den 15 Jahre jüngeren Georgier Gogita Gorgiladze erklärt worden. Zwölf harte, äußerst intensive Runden lagen hinter beiden Kämpfern, in denen der Wuppertaler Schwergewichtler jedoch der weitaus aktivere Boxer war, ohne seinen Gegner jedoch zu Boden zwingen zu können.
„Ich wollte in meinem letzten Kampf keine Flasche, sondern einen starken Gegner haben. Das war ich meinem Publikum schuldig“, so Werner Kreiskott. Nach dem strapaziösen Fight machte dem bulligen Georgier ein Kompliment: „Das war ein cleverer Junge“. Allerdings so clever, dass er die Attacken Kreiskotts immer wieder erstickte, indem er sich auf seinen Gegner lehnte oder dessen starke Linke einklemmte und ihm so kaum Entfaltungsmöglichkeiten gab. Wenn das Wuppertaler Box-Idol wirklich einige Kombinationen und auch manchen Schlaghagel am Kopf und Körper von Gorgiladze landete, dann steckte der das wenig beeindruckt weg und war auch gewitzt genug, seine gefährdeten Körperpartien mit beiden Ellenbogen abzudecken. Aber auch er wusste mit seinen Schlaghänden umzugehen, hatte er doch 30 seiner bisherigen Kämpfe durch K.o. gewonnen.
Aber Werner Kreiskott, kurzrundige Erfolge gewöhnt und frenetisch angefeuert von seinen Fans und einer nie ermüdenden Cheerleader-Schar, offenbarte enorme Nehmer-Fähigkeiten, sodass keiner der beiden zu Boden ging. Was in Gorgiladzes Fäusten steckte, spürte Fight-Club-Chef Werner Kreiskott dann nach dem Kampf als der Schmerz verhindernde Adrenalinschub abgeflaut war. „Ich habe mir einen Kieferbruch zugezogen, hoffe aber, dass ich nicht operiert werden muss“, erklärte der „Panzer“ am Sonntagmorgen, als er mit seinem Team Ring und Stuhlreihen abbaute, weil die Uni-Halle wegen des BHC-Spiels ja schnell „besenrein“ übergeben werden musste.
Der schmerzende Kiefer überdeckte wohl auch die Wehmut nach dem Ende seiner Laufbahn als Kämpfer und Veranstalter in Personalunion. Das war bei seiner Anhängerschar ganz anders, zumal die vor dem ersten Gong des letzten Fights mit einem auf riesiger Videowand eingespielten Sequzenzen aus Leben und dem eisenharten Training des wuchtigen Kämpfers auf einen sentimentalen Abschied eingestimmt worden waren.
Überhaupt hatte der Kampfabend überdurchschnittliches Niveau, was die Organisation, Service und vor allem die 14 Kämpfe anging. „Toller Abend“, lobte Jean-Marcel Nartz, der technische Leiter großer Kampfabende bei Sauerland und Universum mit Recken wie Henri Maske, Graciano Rocchigiani und den Klitschkos. Nartz war als Delegierter der World Boxing Federation am Ring, denn schließlich ging es bei Kreiskotts Kampf auch um die WBF International Meisterschaft. Ein Titel mit dem Kreiskott ebenso abtritt wie mit der UBO-Weltmeisterschaft.
Aber auch die anderen Kämpfe konnten sich sehen lassen. So lieferte Kreiskott Vetter, der Super-Weltergewichtler Marco Martini, gegen den Georgier David Tlashadze einen beherzten, aber dennoch taktisch klugen Kampf ab und trieb seinen Gegner meist entschlossen vor sich her, ohne sich selbst aber Blößen zu geben. An seinem Punktsieg gab es keinen Zweifel. Ebenso wenig wie bei dem Modell-Athleten, dem Super-Mittelgewichtler Slim Ben Khalifa (Fight Club Wuppertal), der gegen den technisch beschlagenen Rene Oeffner aus dem Team von Rüdiger May alle Register ziehen musste, um einen Punktsieg einzufahren. Einen starken Eindruck hinterließen auch Timo Rost vom Team May, der gebürtige Albaner Sherif Molina, Ttimo Stark oder Patrick Korte, die ihre Kämpfe durch Knockout gewannen und wohl auch künftig in den Matchplänen des Veranstalters Werner Kreiskott auftauchen dürften.