Flugplatz Leye in Radevormwald Luftsportclub Wuppertal: Die Freiheit unter den Wolken
Beim Luftsportclub Wuppertal sind Motor- und Segelflieger gleichermaßen zu Hause.
Wuppertal. „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, heißt es im bekannten Lied von Reinhard Mey. Für die 110 Mitglieder des Luftsportclubs Wuppertal gilt das Gleiche „unter den Wolken“, denn von ihrem Flugplatz Leye in Radevormwald aus wird auf Sicht geflogen. Und der Blick zum Boden macht den besonderen Genuss dieser Sportart aus — ob über Wuppertal, Sylt oder den Alpen.
Viele, wie der Vorsitzende Joachim Suszka, fliegen schon seit dem Jugendalter. Mit 14, in Ausnahmefällen schon mit 13 darf man sich auf Segelflugzeugen ausbilden lassen, von denen der Verein inzwischen sechs besitzt. „Ich habe 1950 hier angefangen“, berichtet der Cronenberger Suska, der auf dieser Basis zur Karriere als Lufthansa-Flugkapitän durchstartete. Vor zwei Jahren wurde er sozusagen mit der Boing 737 pensioniert, seine Flugleidenschaft lebt er jetzt wieder ausschließlich im Verein aus.
Genau wie Karl-Heinz Braselmann, der gleich neben dem Flugplatz wohnt, als ehemaliger Schmiedemeister beim Wuppertaler Zangenhersteller Knippex viel handwerkliches Verständnis mitbringt und sozusagen das Mädchen für alles im Verein ist.
Zu tun gibt es viel. Die Flugzeuge - vom Motorflieger über den Segelflieger bis zum Ultraleichtflugzeug — werden aus Kostengründen alle selbst gewartet. Die Segelflugzeuge müssen geschleppt werden (Windenbetrieb ist hier direkt neben den Bundesstraße 483 nicht erlaubt), der Tower ist an Flugtagen zu besetzen, das riesige Gelände zu pflegen.
Das machen die auf dem Flugplatz ansässigen drei Vereine - neben dem LSC Wuppertal noch der LSV Radevormwald und der LSV Schwelm — gemeinsam. Genauso wie die Ausbildung der Flugschüler. An Wochenenden ist morgens um 10 Uhr „Briefing“. Wie in der großen Luftfahrt wird erst das Wetter besprochen, dann das Programm. „Die Frage, was habt ihr vor, kann sich der diensthabende Fluglehrer aber meist sparen. „Fliegen, Fliegen, Fliegen“, lautet die Antwort fast immer. „Das ist ein Gefühl von Freiheit, und dann noch der Ausblick“, sagt der 15-jährige Wuppertaler Marian aus den Erlen frei nach Reinhard Mey. Etwa 40 Stunden ist er mit dem Segelflugzeug bereits solo geflogen. Freilich in Sichtweite des Flugplatzes. Das gehört zur Ausbildung. Den Segelflugschein darf er erst mit 16 machen.
Die Nachwuchsarbeit ist dem Verein, der aktuell zehn aktive Jugendlich hat, sehr wichtig „Wir bieten Schnupperkurse an und wollen auch an die Wuppertaler Schulen herantreten. Nachwuchs können wir immer gebrauchen, viele unserer Mitglieder kommen inzwischen in die Jahre“, sagt Braselmann, selbst bereits 68, aber agil wie ein Junger wirkend. Im Verein wird Mitarbeit erwartet, denn anders ist der Flugplatz gar nicht zu betreiben. Elitär erscheinen will man hier auf keinen Fall, und in der Tat sind Aufnahmegebühr und einmalige Kautionen eher niedriger als beispielsweise in einem Golfclub. Der Monatsbeitrag entspricht dem eines gehobenen Fitnessstudios.
Dafür darf man sich mit entsprechenden Lizenzen die Fluggeräte ausleihen. „Die ,Heidi’ lege ich am liebsten auf den Rücken“, sagt der 2. Vorsitzende Andreas Nickel lachend und meint damit das Segelflugzeug mit dem Kennzeichen „klum“. Die Namensverwandtschaft mit dem Topmodel hat das Fluggerät sogar schon mal eine Erwähnung in der Bildzeitung eingebracht. Nur, dass „k“ hier für Segelflugzeug mit Hilfsmotor steht und die danach folgende dreistellige Buchstabenkombination („lum“) immer nur einmal vergeben wird.
Nickel liebt den Kunstflug genauso wie den Motorflug. Die Begeisterung ist ihm anzumerken, wenn er Gäste zum Rundflug über Wuppertal mitnimmt. „Sollen wir noch einen Kreis über der Stadthalle drehen?“ Die Freiheit, zumindest in den üblichen Flughöhen bis 300 Meter über Grund sowie in den zugewiesenen Flugkorridoren ist kaum eingeschränkt. Die Korridore für Sportflugzeuge sind dabei in den vergangenen Jahrzehnten durch die steigende Zahl von Flughäfen (etwa Dortmund) schmaler geworden. Über dem Flugplatz Radevormald dürfen sie 1500 Meter hoch fliegen. Richtung Sauserland gibt es dann weniger Beschränkungen.
Der LSC darf übrigens keine gewerbsmäßigen Rundflüge anbieten. „Wir sind aber gerne bereit, Personen, die sich für den Verein interessieren, mal mitzunehmen“, sagt Karl-Heinz Braselmann. Auch wenn schwere Unfälle hier in 65 Jahren praktisch nicht vorgekommen sind, ist übrigens Vorsicht geboten: Das „Fliegervirus“ ist hochansteckend.
Infos zum Verein im Internet unter lsc-wuppertal.de