Olympische Spiele: Bayer-Duo sieht kein Land

Riesenenttäuschung für Sarah Poewe und Daniela Samulski in Peking. Beide scheiden im Vorlauf aus.

Wuppertal. Es war die Vorwegnahme des Untergangs. Als Daniela Samulski von der SG Bayer Wuppertal am ersten Tag der Schwimm-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Peking aus dem Pool klettert, in dem andere Weltrekorde schwimmen, reibt sie sich zunächst verwundert die Augen. 1:00,33 Minuten im Vorlauf über 100 Meter Schmetterling. "Das ist absolut schlecht", wird sie nachher sagen.

Sie wollte in Peking ihren deutschen Rekord verbessern. 58,63 Sekunden schwamm die deutsche Meisterin bei der Olympiaqualifikation in Berlin. Optimistisch war sie nach Peking gefahren. "Die ersten 50 Meter waren noch ganz ordentlich, dann ging es auf einmal nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagt sie. Aber sie sucht zumindest keine Entschuldigungen. "Das liegt ganz allein an mir. In Peking stimmt alles, das Dorf ist klasse, die Verpflegung gut, das Aquatic Center fantastisch, das Wasser bestens, ich suche nicht nach Ausreden."

Zuhause schüttelt Trainer Henning Lambertz ungläubig den Kopf. "Ich muss mit ihm sprechen, ich habe wirklich keine Erklärung", sagt Daniela Samulski in Peking. Sie ist keine Träumerin, sie ist Realistin: "Dass ich keine Olympiasiegerin mehr werde, ist klar, aber so eine Zeit?" Vor acht Jahren trauten ihr Experten den großen Sprung zu, sie knackte einen Rekord nach dem anderen. Als "Miss Butterfly" wurde sie vor Sydney 2000 hochgejubelt und sollte schon Franziska van Almsick beerben. Aber so steil der Aufstieg war, so hart fiel sie.

Der Druck, in der Schule nicht mehr mitzukommen, im Wettkampf die Rivalinnen abzuhängen und dabei immer schön das Gewicht zu halten. Daniela erkrankte an Bulimie. "Ich bin zu früh zu gut geworden, das hat mir Probleme gemacht." Sie hat mit psychologischer Hilfe gelernt, dass "ich kein schlechter Mensch bin, wenn es im Sport nicht klappt." Deshalb wird die gebürtige Berlinerin mit der Niederlage in Peking auch besser fertig als andere.

Nach ihrem großen Comeback 2005 sollte Peking einen neuen Schub bringen. Sie wechselt mit Trainer Henning Lambertz nach Essen. Verstanden hat sie nie, dass Cheftrainer Örjan Madsen ihren Coach nicht für Peking nominierte. Aber Madsen versteht inzwischen ohnehin keiner mehr. "Ich werde jetzt aber nicht losheulen, ich verstehe es nur nicht."

Auch Sarah Poewe hatte darauf gehofft, dass Henning Lambertz in Peking dabei ist. Die olympiaerfahrene Brustschwimmerin erlebte am Sonntag bei ihren dritten Spielen ihr Desaster. In 1:08,69Minuten qualifizierte sie sich über 100Meter noch nicht einmal für das Halbfinale, ihr deutscher Rekord steht bei 1:07,10Minuten. "Ich habe mich gut gefühlt, die Vorbereitung war okay, dann ging alles auf einmal ganz schnell und ich bin draußen. Erklären kann ich es nicht." Sarah Poewe bleibt nur noch die Hoffnung auf die 200 Meter.