Paralympics: Ein Wuppertaler hat das Ticket für London gelöst
Der Wuppertaler Sebastian Czpakowski hat sich als Sitzvolleyballer für die Spiele der Behinderten qualifiziert.
Wuppertal. Es war ein Schicksalsschlag, der sein Leben veränderte. Anfang Februar 2011 fiel Sebastian Czpakowski bei einem Arbeitsunfall von einer Leiter und zertrümmerte sich kompliziert das Sprunggelenk. Nach zehn Operationen musste das Gelenk schließlich versteift werden. Für den leidenschaftlichen Volleyballer, der zwar nie in seiner Heimatstadt Wuppertal, dafür aber schon in der 1. und 2. Bundesliga aktiv war, nicht nur aus sportlicher Sicht ein herber Schlag.
Doch Czpakowski ließ sich nicht unterkriegen und lernte, mit der (leichten) Behinderung zu leben. „Ich war schon immer ein Stehaufmännchen“, sagt der Wuppertaler, der sich auch dank seiner Verlobten mehr und mehr im Alltag zurecht und eine neue sportliche Leidenschaft fand.
Mehr aus Zufall schaute er sich die Deutsche Meisterschaft der Sitzvolleyballer an, wo er sich schnell von der Geschwindigkeit der Sportart begeistern ließ. Einige Trainingseinheiten und Spiele mit Bayer 04 Leverkusen später war das Feuer bei ihm endgültig entfacht, was ihn kurz darauf zum Nationalspieler werden ließ. Unter Bundestrainer Rudi Sonnenbichler entwickelte sich Czpakowski zu einer festen Größe und feierte vor wenigen Tagen in Kairo einen Riesenerfolg. Mit der deutschen Mannschaft schaffte er die Qualifikation für die Paralympics 2012 in London (29. August bis 9. September).
„Das war unser großes Ziel, und das kann uns jetzt keiner mehr nehmen“, jubelte der 37-Jährige. In einem siebentägigen Ausscheidungsturnier setzte sich Deutschland gegen Großbritannien (3:0), Kolumbien (3:0), die Niederlande (3:0), die Ukraine (3:0) und die USA durch (3:0) und erreichte trotz Niederlagen gegen Russland (2:3) und den Iran (0:3) das Achtelfinale.
Dank eines 3:0 gegen Brasilien kam es im Viertelfinale gegen die Ukraine zum Endspiel um das London-Ticket. Mit 3:1 setzten sich die Deutschen durch und konnten die folgenden Niederlagen gegen den Iran (0:3, Halbfinale) und Russland (1:3, Spiel um Platz drei) gut verkraften.
Czpakowskis Chancen, im Sommer bei den Paralympics dabei zu sein, scheinen durchaus gegeben. Aufgrund seiner Körpergröße (2,01 m) und seiner exzellenten Volleyball-Ausbildung samt Bundesliga-Erfahrung bringt er einige Vorteile mit und darf sich berechtigte Hoffnungen auf einen Platz im Kader machen.
„Das ist natürlich sehr reizvoll“, sagt der 37-Jährige, der sich allerdings noch an die Bewegungsabläufe gewöhnen muss. „Die anderen sind einfach viel schneller“, erzählt Czpakowski, „da stört es schon, dass ich zwei Beine habe“.
Der Wuppertaler hat aber insgesamt große Freude an seiner neuen Sportart. „Der Spaßfaktor ist genau so hoch wie früher. Das ist absolut genial“, sagt Czpakowski, der auch dank des Sitzvolleyballs gelernt hat, mit seinem Schicksalsschlag zu leben.