Schwimmen: Sarah Poewe - „Ich möchte Peking genießen“
Interview: Sarah Poewe von der SG Bayer Wuppertal will bei den Olympischen Spielen Bestzeit schwimmen und das Finale erreichen.
Wuppertal. Sarah Poewe ist eine Wanderin zwischen den Welten. Studium der Sport-Kommunikationswissenschaften in Athens im US-Bundesstaat Georgia. Training dort und gelegentlich bei ihrem deutschen Klub, der SG Bayer Wuppertal. Und dann das Heimweh nach dem Kap der guten Hoffnung. Dort ist die Tochter eines Kielers auch geboren worden. Vornehmlich in Südafrika bereitete sich die 25-jährige Brustschwimmerin unterstützt von ihrer Mutter auf die Olympischen Spiele in Peking vor. Trotzdem ist die SG Bayer ihr Verein, für den sie bereits seit sechs Jahren startet. Und das soll auch so bleiben. Wir sprachen mit der Europarekordhalterin über 100m Brust über olympische Träume und was danach kommt.
Frage: Welche sportlichen Ziele haben Sie sich als Europarekordlerin und somit schnellste Europäerin für Peking gesetzt?
Sarah Poewe: Ich möchte meine Zeiten von der nationalen Olympia-Qualifikation im April in Berlin nochmals verbessern und in China Bestzeit schwimmen. Im Einzelrennen habe ich mir die Finalteilnahme zum Ziel gesetzt.
Frage: Sie haben 2004 in Athen mit der deutschen Lagenstaffel Bronze gewonnen. Da dürften Medaillenambitionen doch auch in Peking nicht fern liegen, oder?
Poewe: Ich bin fit, starte in einer starken Mannschaft und möchte schon das Maximale erreichen.
Frage: Wer sind im Reich der Mitte Ihre größten Konkurrentinnen?
Poewe: Zwei Australierinnen und zwei Amerikanerinnen. Aber wie gesagt. Ich muss gleich im Vorlauf meine Bestform abrufen, um ins Finale zu kommen. Dort werden wir dann sehen, was möglich ist.
Frage: Wird Ihnen in Peking Bayer-Trainer Henning Lambertz fehlen, der erstmals seit 2000 nicht vom Deutschen Schwimm-Verband für ein Großereignis nominiert worden ist?
Poewe: Klar wird mir Henning fehlen. Aber ich habe das große Glück, dass mein Heimtrainer in Kapstadt, Karoly von Toros, als Nationaltrainer der Südafrikaner bei den Spielen dabei ist.
Frage: Wie haben Sie nach der verpatzten Qualifikation für die Weltmeisterschaften 2007 in Melbourne die Kurve bekommen?
Poewe: Ich hatte vor der WM-Qualifikation im November 2006 erstmals ein Höhentrainingslager absolviert. Ein Experiment, das für mich persönlich misslungen ist. Aber im Sportlerleben gibt es Höhen und Tiefen. Für mich war das WM-Aus psychisch hart. Ich hatte gewichtsmäßig zugenommen, bin aber danach wieder auf den richtigen Weg gekommen. Zudem habe ich aus dem Rückschlag auch gelernt und mit neuer Motivation den Anlauf auf Olympia in Angriff genommen. Dabei hat mir geholfen, dass ich 2007 beim Weltcup in Berlin gleich die 100 m Brust gewonnen habe.
Frage: Doping wird sicherlich auch in Peking ein Thema sein. Wie oft sind Sie in diesem Jahr schon kontrolliert worden?
Poewe: Schon ein paar Mal. Alle Kontrollen sind sauber in meinem Pass abgestempelt worden.
Schon vor den Spielen in Peking wurde über Menschenrechte in China heiß diskutiert, Boykottforderungen standen im Raum. Wie gehen Sie mit dem heiklen politischen Thema um?
Poewe: Ich fahre zu den Olympischen Spielen, um Sport zu treiben. Dafür habe ich - wie viele andere Sportler auch - die letzten vier Jahre hart trainiert. Ich möchte meine dritten Olympischen Spiele einfach nur genießen, mir keinen zusätzlichen Druck machen. Ich konzentriere mich voll auf den sportlichen Erfolg.
Frage: Kennen Sie die olympische Austragungsstätte, das "Water Cube" in Peking?
Poewe: Nein, ich werde zum ersten Mal dort schwimmen. Einige von uns waren dort schon zu Jahresbeginn bei den China Open. Ich kenne bisher nur Bilder vom "Water Cube", das auf dem modernsten technischen Stand sein dürfte. Ich bin gespannt.
Frage: Wie geht es nach den Olympischen Spielen für Sie weiter? Werden Sie Henning Lambertz folgen, der als Cheftrainer zur SGEssen wechselt, oder werden Sie in Wuppertal bleiben?
Poewe: Ich finde es schade, dass Henning den Verein verlässt. Aber ich werde bei der SG Bayer, für die ich mittlerweile schon seit sechs Jahren starte, bleiben. Ich will nach den Peking-Spielen mein Studium zu Ende bringen und weiter Leistungssport treiben. Ganz klar: Mein Verein ist die SG Bayer - und Wuppertal ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden.
Geburtsdatum 3. März 1983
Geburtsort Kapstadt
Nationalitäten Südafrikanisch und deutsch
Familienstand ledig
Verein SG Bayer Wuppertal
Trainer Karoly von Toros, Henning Lambertz
Beruf Schwimmerin und Studentin der Kommunikationswissensschaften an der University of Georgia, Athens
Größte Erfolge Olympia-Dritte mit der Lagenstaffel und Fünfte über 100 m Brust 2004 in Athen, WM-Bronze 2005 in Montreal mit der Lagenstaffel, EM-Silber 2006 in Budapest mit der Lagenstaffel