Sportverein kündigt der Stadt
Grün-Weiß will sein Vereinsheim zurückgeben und fordert eine Entschädigung. Die Stadt fürchtet einen Präzedenzfall.
Wuppertal. Auf sein Sportlerheim am Sportplatz im Höfen ist man beim TuS Grün-Weiß mächtig stolz. 1990 hat der Verein, der im sozial schwierigen Quartier Oberbarmen anerkannte Jugendarbeit mit 20 Fußballteams leistet, es für fast eine Million D-Mark selbst errichtet. Von der Stadt gab es neben einem fast 50-prozentigen Zuschuss den Grund und Boden. Und so ging man beim Verein und der Stadt jahrzehntelang davon aus, dass es sich um Vereinseigentum handelt. Das ist laut Grundbucheintrag allerdings nicht der Fall. Die Stadt sei demnach der Besitzer des Vereinsheims, habe mit dem Verein aber jahrelang anders abgerechnet. Das sei zum Nachteil des TuS Grün-Weiß geschehen, glaubt der Vereinsvorsitzende Klaus Sewald.
Als der entsprechende Nutzungsvertrag zwischen dem Verein und der städtischen Liegenschaftsverwaltung geschlossen wurde, wurde offenbar versäumt, den Grundbucheintrag zu ändern. Das blieb unbemerkt, bis Sewald das Gebäude für den Eigenanteil am neuen Kunstrasen in der „Felsenarena“ — der ist städtisch — beleihen wollte. Doch laut Grundbucheintrag gab es nichts zu beleihen.
Darauf gründet der Verein nun finanzielle Forderungen, die bis in die höchsten Rathausflure für Betriebsamkeit sorgen. „Wir bezahlen hier 14 000 bis 15 000 Euro jährlich allein für Wasser und Strom, was Vereine auf städtischen Anlagen umsonst bekommen. Außerdem haben wir die Grundabgaben bezahlt“, sagt Sewald und fordert ein Entgegenkommen der Stadt. Den auf 30 Jahre angelegten und am 31. März 2018 auslaufenden Nutzungsvertrag mit der Stadt hat er gekündigt und sich von seiner Mitgliederversammlung das Votum abgeholt, notfalls auch in eine gerichtliche Auseinandersetzung zu gehen.
„Rechtlich ist die Sachlage nicht einfach, aber wir können nur gewinnen“, ist Sewald, der selbst Rechtsanwalt ist, überzeugt. Er hofft aber nach wie vor auf eine einvernehmliche Lösung, um den Verein in Zukunft finanziell entlasten zu können. An die Stadt ist er vor einem Jahr herangetreten, nachdem sich die Hoffnungen zerschlagen hatten, dass Grün-Weiß beim NRW-Zukunftsprojekt Soziale Stadt zum Zuge kommt. Inzwischen hat es viele Gespräche gegeben. „Doch da ist noch viel zu klären“, sagt Sewald. Angefangen mit der gutachterlichen Stellungnahme, die die Stadt inzwischen zum Sachwert des Hauses eingeholt hat. Der beträgt demnach abzüglich der öffentlich gezahlten Zuschüsse noch rund 168 000 Euro. Eine Rückgabe des Hauses an die Stadt ist eine der Möglichkeiten, die erörtert werden.
„Wir könnten theoretisch vom Verein auch verlangen, den Ausgangsstatus wieder herzustellen und das Haus abzureißen, aber das ist ja utopisch. Der Sportplatz braucht ja auch ein Sportplatzhaus“, sagt Sportamtsleiter Norbert Knutzen. Ihm fällt die undankbare Aufgabe zu, alle innerhalb der Stadtverwaltung beteiligten Ämter unter einen Hut zu bringen und die Gespräche mit dem Verein zu führen.
„Auf Arbeitsebene der Verwaltung haben wir jetzt alles abgeklopft, allerdings muss ich noch mit dem Kämmerer sprechen, um eine Verhandlungsgrundlage mit dem Verein zu haben“, sagt Knutzen, der betont, dass auch die Stadt an einer einvernehmlichen Lösung interessiert ist.
Eine mögliche Regelung zur Übernahme des Hauses setzte etwa voraus, dass kein Präzedenzfall geschaffen werde, wonach andere Vereine mit Eigentum Forderungen an die Stadt erheben könnten. „Grün-Weiß ist da ein Sonderfall auch aufgrund der Integrationsleistung im Stadtteil mit vielen unterschiedlichen Nationen“, betont Knutzen.
„Der Fall Grün-Weiß darf nicht in die Gesamtgemengelage einbezogen werden“, sagt auch Volkmar Schwarz, Geschäftsführer des Stadtsportbundes. Auf sein Modell, dass für Sportvereine die Nutzung städtischer Anlagen frei sei, sie für die Pflege der Anlagen Aufwandsentschädigungen erhalten, andererseits Vereine mit eigenen Anlagen Unterhaltungskostenzuschüsse, könne Wuppertal stolz sein. „Das ist landesweit einmalig.“